Quälendes Tabuthema |
Acne inversa (oder Hidradenitis suppurativa, HS) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die in den Hautfalten lokalisiert ist. Betroffen sind neben den Achselhöhlen oder Leisten auch der Anogenitalbereich von Männern und insbesondere von Frauen.
Die entzündlichen Knoten, Abszesse, Fisteln und Narben sind nicht nur schmerzhaft, sondern verursachen auch einen hohen Leidensdruck und beeinträchtigen die Lebensqualität (18). Dazu kommt, dass die Erkrankung auch bei Ärzten wenig bekannt ist und die korrekte Diagnose häufig erst nach vielen Jahren gestellt wird.
Die Ursache der komplexen multifaktoriellen Systemerkrankung ist noch nicht vollständig verstanden, doch sind mittlerweile einige immunologische Prozesse bekannt. So kommt es aufgrund einer Fehlregulation des Immunsystems zu einer überschießenden Entzündungsreaktion, bei der T-Helferzellen (insbesondere Th17-Zellen) sowie Entzündungsmediatoren wie Tumornekrosefaktor-α (TNF-α), Interleukin-1 (IL-1) und IL-23 eine wichtige Rolle für die anhaltenden Entzündungsvorgänge spielen (18).
Zugleich bieten diese Erkenntnisse neue therapeutische Ansatzpunkte, um die Symptome der bislang nicht heilbaren Erkrankung zu lindern. Die medikamentöse Therapie umfasst orale Antibiotika wie Doxycyclin oder Minocyclin, Clindamycin (bei leichten Formen auch topisch) sowie Rifampicin, das meist mit anderen Antibiotika kombiniert wird (18). Sie werden zeitlich begrenzt (für drei bis vier Monate) eingesetzt, um eine Resistenzbildung zu vermeiden.
Ist die Antibiose nicht ausreichend wirksam oder entstehen rasch Rezidive, stehen Immunmodulatoren wie Adalimumab, Secukinumab (2023 für Acne inversa zugelassen) und möglicherweise noch in diesem Jahr Bimekizumab zur Verfügung. Für Patienten mit therapieresistenter schwerer Acne inversa stellen operative Eingriffe und physikalische Maßnahmen, zum Beispiel eine Kombination aus intensiv gepulstem Licht und Radiofrequenz (LAIght®-Therapie), weitere Optionen dar.
Einfache Maßnahmen zur Symptomlinderung betreffen die Triggerfaktoren Adipositas und Rauchen. Auch die wiederholte Enthaarung oder Deodoranzien gegen vermehrtes Schwitzen im Intimbereich lindern die Entzündung.