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LAV Baden-Württemberg

»Präsenzapotheken müssen ihren Stand behalten«

»Das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz muss umgesetzt werden.« Mit diesen Worten setzte sich Verbandschef Fritz Becker bei der heutigen Online-Mitgliederversammlung des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg (LAV)  erneut vehement für die Gleichpreisigkeit aller Rx-Arzneimittel ein. 
Brigitte M. Gensthaler
15.07.2020  18:50 Uhr

Becker erinnerte daran, dass der Entwurf des Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetzes (VOASG) in der ersten September-Sitzungswoche nach der Sommerpause im Bundestag behandelt werden soll. »Das VOASG muss jetzt umgesetzt werden. Die Gleichpreisigkeit muss für alle rezeptpflichtigen Arzneimittel für den GKV- und PKV-Bereich und für Selbstzahler gesichert werden. Das ist unsere Forderung.« Dies hatten Anfang Juli auch die Mitgliedsorganisationen der ABDA in einer Resolution bekräftigt. Die Berufsverbände blieben auch in der Sommerpause im intensiven politischen Gespräch, versprach der LAV-Chef. »Wir setzen alles daran, dass die Präsenzapotheke ihren Stand behält.« In der Coronavirus-Pandemie hätten die Apotheken bewiesen, dass sie unverzichtbar sind.

Als weiteres Kernelement im VOASG nannte Becker das Dienstleistungspaket. »Dienstleistungen sollen ein zweites Standbein für die Apotheker werden und sie müssen honoriert werden.« Zusätzliche Dienstleistungen seien ein wichtiges Thema für den Berufsstand. Positiv bewertete er die Verankerung des Impfens in der Apotheke im Masernschutzgesetz. Dass es realistisch ist, damit die Durchimpfungsraten zu erhöhen, zeige sich in Frankreich und in der Schweiz. »Die Raten steigen dort, wo Apotheker impfen dürfen – ohne dass die Ärzte weniger impfen.«

Mit Sorge betrachtete Becker die Entwicklung im OTC-Markt, in diesem Segment erreiche der Versandhandel inzwischen einen Umsatzanteil von fast 15 Prozent. »Hier müssen wir uns engagieren.« Für die deutsche Apotheke sei es essenziell, dass die Apothekenpflicht gestärkt und erhalten werde. Es würde die Apotheke hart treffen, wenn diese verloren geht, so Becker.

Erfolgreich beim Retax-Management

Große Erfolge konnte die LAV-Abteilung Taxation 2019 verzeichnen. Insgesamt wurden in dieser Abteilung 10.449 von den Kassen beanstandete Rezepte geprüft (2018: 12.631) und zu 4552 Retaxationsvorgängen zusammengefasst (2018: 5720). »Der Gesamtwert der im LAV geprüften Retaxationen lag bei 1.516.805 Euro. Davon konnten im Einspruchsverfahren insgesamt 1.012.372 Euro für die baden-württembergischen Apotheken zurückgeholt werden«, berichtete Becker. Dies seien mehr als 66 Prozent. Nach Summe waren also zwei Drittel der geprüften Retaxationen nicht berechtigt.

Damit habe der LAV seine Erfolgsquote zugunsten der Mitglieder deutlich steigern können, stellte LAV-Geschäftsführerin Ina Hofferberth fest. »Hatten wir 2018 rein rechnerisch die Hälfte der Retaxationssummen zurückgeholt, so konnten wir 2019 zwei Drittel im Einspruchsverfahren für die Apotheken sichern.« Schon allein unter diesem Gesichtspunkt zahle sich eine Mitgliedschaft im LAV aus.

Dies gelte aber auch in anderer Hinsicht, sagte Hofferberth mit Blick auf die Apothekenzahlen im Ländle. Die Zahl der Betriebsstätten ging von 2009 bis 2019 um 12,4 Prozent zurück. »Der Rückgang ist ungebremst und dies ist erschreckend.« Der Rückgang bei den Hauptapotheken betrug von 2009 bis 2019 genau 24 Prozent, während die Filialenzahl um 58,8 Prozent anstieg. Bei der Analyse des Apothekenschwunds zeige sich, dass die Zahl der LAV-Nichtmitglieder deutlich stärker abnehme als die der LAV-Mitgliedsapotheken, so Hofferberth. Für die Geschäftsführerin steht fest: »Mit dem LAV hat man eine deutlich größere Überlebenschance als ohne ihn.«

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