Phytopharmaka bei Harnwegsinfekten |
Für Orthosiphonblätter wurde außerdem eine antiadhäsive Wirkung gefunden. Maßgeblich verantwortlich für den Effekt sind lipophile Flavone. Sie werden über die Nieren ausgeschieden und sind so in der Blase in relevanten Konzentrationen verfügbar. In weiteren Untersuchungen zeigte sich, dass die Effekte konzentrationsabhängig sind.
Ebenfalls eine antiadhäsive Wirkung wurde für den Einfachzucker D-Mannose (etwa Femannose® N) gezeigt. Dieser wird kaum verstoffwechselt und fast vollständig über den Urin ausgeschieden. Der Zucker bindet an Bakterien und verhindert deren Adhäsion an die Blasenschleimhaut. Anwendet wird er sowohl in der unterstützenden Behandlung als auch in der Vorbeugung von erneuten Harnwegsinfekten. Die Leitlinie empfiehlt D-Mannose bei häufig rezidivierender Zystitis der Frau.
Noch keine Empfehlung gibt die Leitlinie für Cranberry- und Moosbeerenprodukte. Der Grund: Die Ergebnisse aus Studien und Übersichtsarbeiten zur Langzeitprävention rezidivierender Harnwegsinfektionen gegenüber Placebo oder anderen Präventionsregimes waren widersprüchlich. Kürzlich erschien jedoch eine Bewertung des Instituts für Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Demnach trat unter der Anwendung von Cranberry-Präparaten im Vergleich zu Placebo ein erneuter Harnwegsinfekt nicht oder erst später auf.
Traditionell zugelassen zur unterstützenden Behandlung von leichten Beschwerden durch unkomplizierte akute und rezidivierende Harnwegsinfekte ist zudem eine Kombination aus Tausendgüldenkraut, Liebstöckelwurzel und Rosmarinblättern (zum Beispiel Canephron®).
Insbesondere bei häufig rezidivierenden Zystitiden der Frau sollte auch eine Beratung zur Vermeidung von Risiken erfolgen (Kasten).