Phytopharmaka bei Harnwegsinfekten |
Bärentraubenblätter (Uvae ursi folium) wirken antibakteriell und kommen als Extrakt in diversen Präparaten und als Arzneitee bei Blasenentzündungen zur Anwendung. / Foto: Adobe Stock/Klaus Brauner
Bärentraubenblätter (etwa Cystinol® akut) gehören zu den Klassikern in der Behandlung von Zystitiden. Sie enthalten Arbutin, das ein Prodrug ist. Es wird im Dünndarm absorbiert, in der Leber enzymatisch gespalten und schnell metabolisiert. Die wasserlöslichen, nicht-toxischen Konjugate werden über den Urin ausgeschieden. Der aktive Metabolit Hydrochinon entsteht erst im pathogenen Erreger durch intrabakterielle Spaltung und nicht – wie lange Zeit angenommen – in einer pH-abhängigen Reaktion in der Harnblase. Änderungen des Urin-pH-Werts beeinflussen die Wirkung daher nicht. Ohne ärztlichen Rat sollten Bärentraubenblätter nicht länger als eine Woche und nicht häufiger als fünfmal im Jahr angewendet werden. Nebenwirkungen sind möglich: Aufgrund des Gerbstoffgehalts reagieren empfindliche Personen mitunter mit Magen-Darm-Beschwerden.
Ebenfalls als desinfizierend in den Harnwegen haben sich Senfölglykoside erwiesen, wie sie in Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel enthalten sind (zum Beispiel Angocin® Anti-Infekt N). Die enthaltenen Isothiocyanate werden aus dem Dünndarm absorbiert und gelangen über das Blut in den Harntrakt (sowie in den Respirationstrakt, wo sie ebenfalls antiinfektiv wirken). Sie gelangen jedoch nicht in untere Abschnitte des Dickdarms, sodass die dortige Darmflora nicht beeinflusst wird. Anders als bei Bärentraubenblättern ist hier die Anwendungsdauer nicht begrenzt. Haben sich jedoch die Beschwerden eines akuten Harnwegsinfekts nach maximal fünf Tagen nicht gebessert, ist ein Arztbesuch anzuraten. In puncto Wechselwirkungen ist zu beachten, dass Kapuzinerkresse Vitamin K enthält. Interaktionen mit Gerinnungshemmern aus der Gruppe der Vitamin-K-Antagonisten können daher nicht ausgeschlossen werden.
Durchspülungstherapien spielen bei der Behandlung von Harnwegsinfekten auch heute noch eine wichtige Rolle: als Unterstützung für eine antimikrobielle Behandlung, um die Krankheitserreger aus den Harnwegen zu entfernen, aber auch, indem sie dazu beitragen, erneuten Infekten vorzubeugen. Eingesetzt werden unter anderem Birkenblätter, Goldrutenkraut, Hauhechelwurzel und Schachtelhalmkraut – sowohl in Form klassischer Blasen- und Nierentees als auch in Fertigarzneimitteln (etwa Aqualibra®).
Neben diuretischen Eigenschaften verfügen sie über schwach spasmolytische und antiphlogistische (Goldrutenkraut), schmerzlindernde und antientzündliche (Hauhechelwurzel) und schwach spasmolytische Wirkungen (Orthosiphonblätter). Letztere können eine vollständige Entleerung der Blase unterstützen und so zu einer Verminderung der Restharnbildung, einem Risikofaktor für Harnwegsinfekte, beitragen.