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Phase-III-Studie

Pflanzen als Bioreaktor für Corona-Impfstoff

Die Unternehmen Medicago und Glaxo-Smith-Kline (GSK) informieren über die Wirksamkeit und Sicherheit eines adjuvantierten Covid-19-Impfstoffkandidaten. Das Besondere daran ist, dass die Vakzine in Pflanzen produziert wurde.
Theo Dingermann
09.12.2021  09:00 Uhr

Medicago, ein biopharmazeutisches Unternehmen mit Sitz in Quebec City, ist unter anderem darauf spezialisiert, Impfantigene in lebenden Pflanzen herzustellen. Dafür hat das Unternehmen die Proficia®-Technologie entwickelt, bei der Tabakpflanzen (Nicotiana benthamiana) mithilfe des Bakteriums Agrobacterium tumefaciens, in dessen Genom ein Gen beispielsweise von SARS-CoV-2 inseriert wurde, transfiziert werden.

Danach lässt man die Tabakpflanzen für mindestens vier Tage kontrolliert in einem Gewächshaus wachsen. In dieser Zeit produzieren sie schnell große Mengen des Impfantigens, das dann in Form virusähnlicher Partikel (VLP) aus den Pflanzen aufgereinigt werden kann.

In einer aktuellen Pressemitteilung informiert Medicago jetzt, dass ein auf diese Weise produzierter Covid-19-Impfstoffkandidat in einer großen klinischen Phase-III-Studie eine gute Wirksamkeit und gute Verträglichkeit gezeigt hat. Der Impfstoff, den Medicago zusammen mit GSK entwickelt, wurde in sechs Ländern an mehr als 24.000 erwachsenen Probanden klinisch getestet. Laut Angaben der Hersteller betrug die Wirksamkeit gegen alle zirkulierenden SARS-CoV-2-Varianten 71 Prozent. Vor Covid-19-Verläufen aller Schweregrade, die durch die weltweit dominante Delta-Variante verursacht wurden, schützte der Kandidat zu 75,3 Prozent. Die Wirksamkeit gegenüber der Gamma-Variante betrug 88,6 Prozent.

In der Studie wurden nur sehr wenige schwere Covid-19-Verläufe beobachtet, von denen keiner in der Verumgruppe auftrat. Die zwölf Fälle, die von den Varianten Alpha, Lambda und My verursacht waren, wurden nur bei Probanden der Placebogruppe beobachtet. Es wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse gemeldet und impfassoziierte Reaktionen waren im Allgemeinen leicht bis mittelschwer und vorübergehend. In weniger als 10 Prozent der Fälle trat Fieber auf. Das galt auch für die zweite Dosis.

Bei einer vergleichenden Beurteilung der Studiendaten sollte bedacht werden, dass dieser Impfstoffkandidat in einem Umfeld getestet wurde, in dem besorgniserregende SARS-CoV-2-Varianten (VOC) kursierten. Das war bei den meisten veröffentlichten Phase-III-Studien der bisher zugelassenen Impfstoffe nicht der Fall.

Noch sind die Studiendaten nicht publiziert. Allerdings kündigen die Unternehmen eine zeitnahe Publikation an.

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