Pharmazeutische Zeitung online
Telepharmazie

Per neuer Video-App Apotheken-Kunden zu Hause beraten

Die kostenlose pharmazeutische Video-Beratungs-App »Telepharmazie« ist gestern gestartet. Kunden können sich damit bequem von zu Hause aus von ihrem Apotheker vor Ort Rat holen. 
Julia Endris
10.04.2020  10:00 Uhr

Angesichts der Coronavirus-Pandemie ist der massive Kundenrückgang in den Präsenzapotheken deutlich spürbar, berichtet App-Mitentwickerin Margit Schlenk. In den vergangenen anderthalb Wochen hätten einige Kollegen von 30 bis 50 Prozent gesprochen. »Das hat uns dazu bewegt, jetzt unsere Kunden zuhause per Video-Chat abzuholen«, so die Apothekerin. Für den Kunden-Rückgang nennt sie mehrere Gründe: Einige Ärzte haben Kurzarbeit oder ihre Praxen sind ganz geschlossen, auch weil Schutzkleidung fehlt. Außerdem vermeiden derzeit viele Menschen aus Angst vor Ansteckung einen Arztbesuch. Das gilt Schlenks Beobachtung zufolge auch für den Besuch in der Apotheke vor Ort.

Doch die Präsenzapotheker könnten die Krisenzeit nutzen und ihren Service mit der neuen Telepharmazie-App der Firma Apmondo weiterentwicklen, sagt sie. Firmenangaben zufolge haben selbstständige Vor-Ort-Apotheker die  Anwendung aus Eigenmitteln mit dem Ziel entwickelt, durch Digitalisierung  kreative Lösungen zu liefern. Professor Kristina Friedland betreut die Telepharmazie-App wissenschaftlich. Sie ist Professorin für Pharmakologie und Toxikologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz.

Menschen wollten nicht nur mit Arzneimitteln beliefert, sondern auch mit Empathie und Sachkunde pharmazeutisch betreut und beraten werden, betont Schlenk. Und das vom vertrauten Personal ihrer Stammapotheke. Ein großes Anliegen der Initiatoren ist es, mit Hilfe der Telepharmazie Patienten mehr Sicherheit bei der Anwendung ihrer Arzneien zu geben, um Anwendungsfehler zu vermeiden und die Arzneimittel-Therapiesicherheit (AMTS) zu verbessern. So beispielsweise bei der Handhabung von Insulinpumpen oder Asthmasprays. 

Dauerhaft kostenfrei für Kunden und Apotheken

»Der Service soll für Kunden und Apotheken dauerhaft kostenfrei bleiben. Jedoch können wir uns vorstellen mit Krankenkassen - mit oder ohne den Deutschen Apotheker Verband (DAV) - Verträge abzuschließen oder Werbepartner zu gewinnen«, erläutert Schlenk das Geschäftsmodell ihres Teams. Die Besitzerin der Moritz-Apotheke Nürnberg hat im November vergangenen Jahres gemeinsam mit vier anderen Apothekern und einem IT-Spezialisten begonnen, die Live-Videochat-Anwendung zu entwickeln. 

Telepharmazie bietet demnach außerdem im frauendominierten Apotheken neue familiengerechte Beschäftigungs-Möglichkeiten. Denn die Arbeit könne im Homeoffice, auch in Teilzeit und von Fachkräften in Elternzeit ausgeübt werden, heben die Initiatoren hervor. 

Patienten fragen einen Termin an und erhalten ihren Zugangscode zum Beratungsgespräch über eine datenschutzkonforme Plattform, deren Server in Deutschland steht, so Apmondo. Die Anwendung ist demnach auf allen digitalen Endgeräten und von jeder Apotheke meist ohne Zusatzinvestition mit der vorhandenen EDV nutzbar und wird ständig weiterentwickelt. Präsenzapotheker müssen sich nach Angaben der Entwickler nur registrieren und können dann mitmachen und Ihre Kunden via Video-Chat beraten.

Mehr von Avoxa