Osilodrostat beim endogenen Cushing-Syndrom |
Sven Siebenand |
15.07.2020 09:00 Uhr |
Das Cushing-Syndrom ist nach dem US-amerikanischen Gehirnchirurgen Dr. Harvey Cushing benannt. Der Arzt hatte es im Jahr 1910 erstmals beschrieben. / Foto: Adobe Stock/Vitalii Vodolazskyi
Das endogene Cushing-Syndrom ist selten. Es kommt dadurch zustande, dass der Körper zu viel vom Nebennierenrinden-Hormon Cortisol produziert. Ursache dafür ist häufig ein Tumor in der Hirnanhangdrüse, der eine Überproduktion von Adrenocorticotropin zur Folge hat. Dadurch werden die Nebennieren angeregt, mehr Steroide zu bilden.
Diese Überproduktion verändert unter anderem den Fettstoffwechsel im Köper. So werden Fette bei Betroffenen verstärkt im Gesicht und im Rumpf abgelagert, was zu einem Vollmondgesicht, einem »Büffelnacken« und einem dicken Bauch führen kann. Die Betroffenen haben auch ein erhöhtes Risiko für Diabetes und Osteoporose. Mehrere Therapie-Optionen sind möglich, unter anderem eine Hypophysen-Operation. Bei manchen Patienten kommen aber auch Adrenostatika, etwa Metyrapon (Metopiron®), zum Einsatz.
Der neue Arzneistoff Osilodrostat blockiert wie Metyrapon die Aktivität des Enzyms 11-β-Hydroxylase, das an der Herstellung von Cortisol im Körper beteiligt ist. Diese Hydroxylase ist für den letzten Schritt der Cortisol-Biosynthese in der Nebenniere verantwortlich. Wird sie inhibiert, werden Cortisol-Produktion und Cortisol-Spiegel im Körper gesenkt, wodurch die Symptome der Erkrankung wiederum gemindert werden. Zugelassen ist Osilodrostat bei erwachsenen Patienten.
Die empfohlene Anfangsdosis beträgt zweimal täglich 2 mg. Patienten asiatischer Abstammung sollten mit einer Dosis von 1 mg zweimal täglich starten. Die relative Bioverfügbarkeit war bei asiatischen Patienten nämlich höher als bei anderen ethnischen Gruppen.
Die Dosis kann je nach dem Cortisol-Spiegel im Körper, der durch regelmäßige Urin- oder Blutuntersuchungen gemessen wird, schrittweise bis zu einer Höchstdosis von 30 mg zweimal täglich erhöht werden. Die übliche Erhaltungsdosis lag in Studien zwischen 2 und 7 mg zweimal täglich. Die häufigsten in der Zulassungsstudie beobachteten Nebenwirkungen sind Nebennieren-Insuffizienz, Müdigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen, Erbrechen und Ödeme.