Optionen in der Selbstmedikation |
Sodbrennen ist gut mit Selbstmedikationsarzneimitteln zu behandeln. Einige Beratungshinweise sollten den Patienten bei der Abgabe aber mitgegeben werden. / Foto: Getty Images/ Mladenbalinovac
Für das Aufsteigen der Magensäure kommen verschiedene Ursachen infrage: ein geschwächter Sphinkter der unteren Speiseröhre, eine verzögerte Magenentleerung und/oder ein Zwerchfellbruch. Während der Schwangerschaft spielen hormonelle Veränderungen eine Rolle: Das Überwiegen von Progesteron bewirkt eine Erschlaffung der glatten Muskulatur und schwächt in der Folge die Funktion des Ösophagussphinkters. Zugleich übt das Ungeborene Druck aus.
Treten die Beschwerden nur kurzzeitig auf, können Antacida sie rasch lindern. Verwendung finden hier vor allem Magnesium-, Aluminium- und Calciumverbindungen, insbesondere ihre Hydroxide, Carbonate und Hydrogencarbonate, oder Kombinationen daraus (etwa Maaloxan®). Schichtgitterantacida (etwa Riopan® oder Talcid®) enthalten im Wechsel positiv und negativ geladene Schichten. Ihre Löslichkeit ist abhängig vom pH-Wert der Umgebung: Bei niedrigem pH-Wert setzt die Wirkung rasch ein und nimmt mit steigendem pH-Wert ab. Angewendet werden sie in Form von Kautabletten, Suspensionen oder Gelen. Ihre Wirkung tritt bereits wenige Minuten nach der Anwendung ein, hält jedoch meist nur bis zu drei Stunden an.
Die Kombination mit Alginaten (etwa Gaviscon®) oder Feigenkaktusextrakt (etwa Refluthin®) soll die Wirksamkeit steigern. Alginate bilden im sauren Magensaft eine gelartige Verbindung, die auf dem Mageninhalt schwimmt und so eine mechanische Barriere gegen dessen Aufsteigen in die Speiseröhre darstellen soll. Feigenkaktusextrakt soll einen Schutzfilm in der Speiseröhre bilden.
Bei der Abgabe ist auf das Wechselwirkungspotenzial hinzuweisen. Mehrwertige Kationen können die Resorption verschiedener Arzneistoffe vermindern. Dazu gehören unter anderem Tetrazykline und Levothyroxin. Daher sollte ein Einnahmeabstand von mindestens zwei Stunden eingehalten werden. Der steigende pH-Wert kann zudem die Resorption von Wirkstoffen verändern, für die ein saures Milieu erforderlich ist. Um bei Aluminium-haltigen Antacida nicht die Resorption von Aluminium zu erhöhen, sollten sie nicht zusammen mit säurehaltigen Getränken wie Obstsäften, Wein oder Limonaden, aber auch Brausetabletten getrunken werden. Kautabletten sollten gut zerkaut werden, um eine möglichst gute Verteilung des Wirkstoffs zu gewährleisten. Suspensionen und Gele sollten vor der Anwendung gut durchgeknetet werden.
Protonenpumpenhemmer (PPI), die es in niedriger Dosierung und für eine kurzzeitige Anwendung im Rahmen der Selbstmedikation gibt (etwa Omeprazol-Generika, Pantozol® Control oder Nexium® Control), setzen sowohl die basale als auch induzierte Säureproduktion in den Belegzellen herab und ermöglichen so eine zwar später einsetzende, aber deutlich länger anhaltende Linderung der Beschwerden. Anders als Antacida dürfen PPI-Tabletten nicht zerkaut oder zerkleinert werden, da es sich um magensaftresistente Zubereitungen handelt. Auch hier sind Wechselwirkungen mit Arzneistoffen möglich, deren Resorption pH-abhängig erfolgt, zum Beispiel Proteasehemmer zur Behandlung einer HIV-Infektion oder systemisch angewendeten Azol-Antimykotika.
Und in der Schwangerschaft? Laut Embryotox, der Website des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Berliner Charité, können sowohl Antacida als auch Omeprazol und Pantoprazol eingesetzt werden. Die Leitlinie »Gastroösophageale Refluxkrankheit und eosinophile Ösophagitis« rät zu einem gestuften Vorgehen: Allgemeinmaßnahmen, Antacidum, Alginat, Sucralfat, PPI.
Dauern die Beschwerden länger als zwei Wochen an oder verschlechtern sie sich trotz Selbstmedikation, sollte zum Arztbesuch geraten werden. Das gilt auch bei unfreiwilligem Gewichtsverlust, blutigem Erbrechen oder bei schwarz verfärbtem Stuhl. Auch bei Nieren- oder Leberfunktionsstörungen und bei Patienten, die regelmäßig Schmerzmittel einnehmen, sollte von einer Selbstmedikation abgeraten werden.