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Selbstmedikation

Beratung bei Sodbrennen

Die akuten Beschwerden einer gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) lassen sich zumeist rasch und zuverlässig lindern. Viele Patienten profitieren zudem von einer ausführlichen Beratung in der Apotheke.
Maria Pues
03.12.2021  07:00 Uhr

Häufige Ursachen für ein schmerzhaftes Zurückfließen von Mageninhalt in die Speiseröhre sind ein erniedrigter Tonus des unteren Ösophagussphinkters, der sich im Bereich des Übergangs von Speiseröhre und Magen befindet, und/oder eine Hiatushernie. Darunter versteht man einen Zwerchfellbruch, bei dem ein Teil des Magens nach oben über das Zwerchfell gedrückt wird. Verschiedene, häufig beeinflussbare Faktoren können einen Reflux begünstigen. Dazu gehören Stress, Rauchen, fettreiche Mahlzeiten und alkoholische oder coffeinhaltige Getränke, aber auch verschiedene Arzneimittel.

Treten die Beschwerden nur gelegentlich auf und sind nur leicht ausgeprägt, können Antacida sie meist rasch lindern. Viele enthalten Kombinationen aus basischen Aluminium- und Magnesium-Verbindungen, die eine schnelle (Magnesium) und eine anhaltende (Aluminium) Wirkung ermöglichen. Schichtgitter-Antacida wie Magaldrat (etwa Riopan®) oder Hydrotalcit (etwa Talcid®) besitzen darüber hinaus ein gutes Bindungsvermögen für Pepsin und Gallensäuren. Auch Calciumcarbonat (in Kombination mit Magnesiumcarbonat in Rennie®) kann zum Einsatz kommen. Ein früher bei der Anwendung von Calciumcarbonat befürchteter Säure-Rebound spielt in der Praxis keine Rolle, da dieser erst bei Einzelgaben von 2 Gramm auftritt. Ein Zusatz von Alginaten (zum Beispiel Gaviscon Dual®), die ein auf dem Speisebrei schwimmendes Gel bilden, bremst das Zurückfließen des Mageninhalts zusätzlich.

Neu auf dem Markt ist ein Medizinprodukt, in dem neben Calcium- und Magnesiumcarbonat ein Extrakt aus Feigenkaktus (Opuntia ficus-indica (L.) Mill.) enthalten ist (Refluthin®). Dieser enthält Opuntia-Polysaccharide (Opunxia70), die mit Wasser eine viskose Gelstruktur ausbilden, die sich als mukoadhäsiver Film auf die Schleimhaut der Speiseröhre legt.

Zwei Stunden Abstand zu anderen Medikamenten

Für alle Antacida gilt: Sie wirken am zuverlässigsten, wenn sie fein verteilt in den Magen gelangen. Suspensionen müssen vor der Anwendung aufgeschüttelt beziehungsweise die Beutel durchgeknetet werden, Kautabletten sollten gut zerkaut werden. Zu beachten sind außerdem Wechselwirkungen der mehrwertigen Kationen mit verschiedenen Arzneistoffen, zum Beispiel Tetrazyklinen oder L-Thyroxin. Zwischen den Einnahmen sollte daher ein zeitlicher Abstand von mindestens zwei Stunden liegen.

Für einen Behandlungszeitraum von maximal zwei Wochen stehen in der Selbstmedikation zudem verschiedene Protonenpumpenhemmer (PPI) zur Verfügung: Esomeprazol (etwa Nexium® Control), Omeprazol (verschiedene Generika) und Pantoprazol (zum Beispiel Pantozol® Control). Patienten sollten beachten, dass die Wirkung von PPI später eintritt als die von Antazida. So kann es erforderlich sein, es an zwei oder drei Tagen in Folge einzunehmen. Dafür hält die Wirkung jedoch auch länger an. Wechselwirkungen sind unter anderem möglich mit HIV-Proteasehemmern, Phenprocoumon oder Methotrexat.

Um erneuten Beschwerden vorzubeugen, können den Patienten neben jeweils geeigneten Arzneimitteln verschiedene Verhaltensmaßnahmen empfohlen werden (Kasten).

Grundsätzlich gilt: Halten die Beschwerden trotz Selbstmedikation auch nach 14 Tagen an, ist zum Arztbesuch zu raten. Keine Selbstmedikation sollte erfolgen, wenn der Patient neben den Säurebeschwerden weitere Symptome berichtet, zum Beispiel Schluckbeschwerden, Schmerzen nach dem Essen, Blut im Stuhl, blutiges Erbrechen oder rascher Gewichtsverlust.

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