Nur jedes fünfte Rabattarzneimittel ist zuzahlungsbefreit |
Anne Orth |
12.01.2023 14:00 Uhr |
Der Deutsche Apothekerverband appelliert an die Krankenkassen, Patienten bei Rabattarzneimitteln stärker von Zuzahlungen zu befreien. Zudem fordert der DAV, das Management der Lieferengpässe in den Apotheken zu vereinfachen. / Foto: Adobe Stock /pix4U
Allein im vergangenen Jahr haben die Krankenkassen 5,1 Milliarden Euro durch Rabattverträge mit pharmazeutischen Herstellern sowie 2,3 Milliarden Euro durch Zuzahlungen der Versicherten eingespart, teilte der DAV am heutigen Donnerstag mit. »Die Krankenkassen sparen Jahr für Jahr immer mehr Geld ein – durch Rabatte von den Herstellern, durch Zuzahlungen von den Versicherten und demnächst auch noch durch höhere Abschläge vom Apothekenhonorar«, sagte Berend Groeneveld, Patientenbeauftragter des DAV. Er forderte, dass die Kassen angesichts der massiven Lieferengpässe beispielsweise bei Kinderarzneimitteln »die Patientinnen und Patienten von unangebrachten gesetzlichen Zuzahlungen befreien« sollten.
Berechnungen des DAV zufolge sind derzeit nur 5848 von insgesamt 26.451 Rabattarzneimitteln (22 Prozent) komplett oder zur Hälfte von der gesetzlichen Zuzahlung befreit. Wenn sie einen entsprechenden Rabattvertrag mit einem pharmazeutischen Hersteller abgeschlossen hat, hat jede Krankenkasse das Recht, auf die gesetzliche Zuzahlung zwischen fünf und zehn Euro zur Hälfte oder ganz zu verzichten, informierte der DAV. Die Apotheken hätten diese Möglichkeit hingegen nicht. Sie seien grundsätzlich verpflichtet, das ärztlich verordnete Arzneimittel gegen das Rabattarzneimittel der Kasse des Versicherten auszutauschen und von den Versicherten die jeweilige Zuzahlung einzuziehen und an die Krankenkasse weiterzuleiten.
Angesichts der Lieferengpässe setzt sich der DAV zudem dafür ein, dass die Krankenkassen ihre Rabattverträge immer mit mehreren Herstellern mit unterschiedlichen Wirkstoffproduzenten abschließen. Zudem müsse das Management der Lieferengpässe in den Apotheken vereinfacht und erleichtert werden, appellierte der Patientenbeauftragte Groeneveld.