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Covid-19

Nur Geimpfte mit Risiko erkranken schwer

Eine Auswertung der US-Behörden bestätigt die exzellente Schutzwirkung der Covid-19-Impfstoffe vor schwerem Verlauf der Erkrankung. Demnach erkrankten vollständig Geimpfte überhaupt nur dann schwer, wenn mindestens einer von acht Risikofaktoren vorlag.
Annette Rößler
13.01.2022  12:00 Uhr

Mit der Analyse, deren Ergebnis aktuell im Wochenbericht der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC erschien, sollten Risikofaktoren identifiziert werden, die vollständig Geimpfte für einen schweren Verlauf von Covid-19 prädestinieren. Hierzu wertete das Autorenteam um Dr. Christina Yek und Sarah Warner von den National Institutes of Health Daten von 1,2 Millionen geimpften Erwachsenen aus 465 Gesundheitseinrichtungen in den USA aus. Berücksichtigt wurde mit Dezember 2020 bis Oktober 2021 ein Zeitraum vor dem Auftauchen der Omikron-Variante.

Als vollständig geimpft galten Personen mindestens zwei Wochen nach dem Erhalt einer zweiten Impfdosis Comirnaty® von Biontech/Pfizer (72,8 Prozent der Teilnehmer), Spikevax® von Moderna (20 Prozent) oder einer Einzeldosis des Covid-19-Impfstoffs von Janssen (6,5 Prozent). Lediglich 3395 Personen waren geboostert.

Schweres Covid-19, definiert als akute respiratorische Insuffizienz, Notwendigkeit einer nicht invasiven Beatmung, Einweisung auf die Intensivstation oder Tod, kam nur bei 0,015 Prozent der Teilnehmer vor und war damit selten. Covid-19-bedingter Tod war mit 0,0033 Prozent noch seltener. Es gab acht Risikofaktoren für einen schweren Verlauf:

  • Alter ab 65 Jahren (adjustierte Odds Ratio 3,22)
  • Immunsuppression (aOR 1,91)
  • Erkrankung der Lunge (aOR 1,69)
  • Lebererkrankung (aOR 1,68)
  • chronische Niereninsuffizienz (aOR 1,61)
  • neurologische Erkrankung (aOR 1,54)
  • Diabetes (aOR 1,47)
  • Herzerkrankung (aOR 1,44)

Mindestens einer dieser Risikofaktoren lag bei allen Patienten mit schwerem Covid-19-Verlauf vor. Von denjenigen, die an der Krankheit verstarben, wiesen 78 Prozent mindestens vier Risikofaktoren gleichzeitig auf.

Interessanterweise war das Risiko für einen schweren Verlauf impfstoffabhängig bei Biontech/Pfizer und Janssen ähnlich hoch (aOR 0,70) und nur bei Moderna geringer (aOR 0,56); bislang hatte die Janssen-Vakzine in Vergleichen meist schlechter abgeschnitten als die mRNA-Impfstoffe.

Keine Intensiv- und Todesfälle bei Geboosterten

Keinen Einfluss auf das Risiko für einen schweren Verlauf hatten das Geschlecht, die Ethnie, wie lange die Impfung zurücklag und ob eine SARS-CoV-2-Infektion sich während der Dominanz der Delta-Variante ereignete. Eine vor der Impfung durchgemachte Infektion senkte das Risiko jedoch (aOR 0,27) und auch geboosterte Personen erkrankten viel seltener schwer (insgesamt lediglich drei Fälle, von denen keiner auf der Intensivstation behandelt werden musste und keiner starb).

Folgende Empfehlungen für die Praxis leiten die Autoren aus ihrer Studie ab: Geimpfte sollten, wenn sie ein höheres Lebensalter haben, unter Immunsuppression stehen oder bei ihnen andere Risikofaktoren vorliegen, ein gezieltes Management der Grunderkrankung erhalten, Maßnahmen zur Infektionsvermeidung befolgen und geboostert werden. Zudem sollten sie im Fall einer Infektion Medikamente erhalten, die einen schweren Verlauf verhindern können. Einer Verbesserung der Impfquote bemessen sie eine »entscheidende Bedeutung für die öffentliche Gesundheit« bei. Das gilt sicherlich nicht nur für die USA.

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