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Corona-Welle

Notfallzulassung für Molnupiravir in China

Aufgrund der massiven Corona-Welle im Land haben die chinesischen Behörden den Einsatz des Medikaments Lagevrio® mit dem Wirkstoff Molnupiravir des US-amerikanischen Herstellers MSD erlaubt.
dpa
30.12.2022  12:00 Uhr

Über die Notzulassung, die an Auflagen gebunden sei, berichtete die chinesische Arzneimittelaufsicht am Freitag auf ihrer Webseite. Mit dem Medikament Lagevrio könnten Patienten mit zunächst leichten Symptomen behandelt werden, die Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf haben, wie schwere Krankheiten, hohes Alter, Übergewicht, Diabetes, Herz- oder Lungenkrankheiten oder Krebs hätten, teilte die Behörde mit. Im Februar war bereits das Medikament Paxlovid™ mit der Wirkstoffkombination Nirmatrelvir/Ritonavir von Pfizer erlaubt worden. Während Paxlovid eine EU-Zulassung hat, befindet sich Lagevrio noch im Zulassungsverfahren, wird aber in vielen Ländern inklusive Deutschland bereits eingesetzt.

In der Hauptstadt Peking soll Paxlovid über die dortigen Gesundheitszentren ausgeteilt werden. Zuletzt hatte es mit den Lockerungen auch Hamsterkäufe in den Apotheken und Online-Plattformen für Paxlovid sowie Fieber- und Erkältungspräparate gegeben, sodass auch China massive Lieferengpässe erlebt.

Durch bevölkerungsreichste Land der Erde geht gerade eine riesige Corona-Welle, der besonders Menschen im hohen Alter oder mit Vorerkrankungen zum Opfer fallen. Krankenhäuser sind überlastet, Krematorien können die Leichen nicht schnell genug einäschern. Nach westlichen Schätzungen könnten schon Zehntausende ums Leben gekommen sein. Doch wird in China nach einer sehr engen Definition nur jemand als Corona-Toter gezählt, der nach einer Infektion an Lungenentzündung oder Versagen der Atemwege gestorben ist.

Nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne hatte China am 7. Dezember abrupt ein Ende seiner Null-Covid-Politik verkündet. Die Kehrtwende wurde damit begründet, dass die Infektionen mit den neuen Omikron-Varianten nicht mehr so schwer verliefen. Experten sahen den Grund allerdings vor allem darin, dass die strikten Maßnahmen mit der explosionsartigen Ausbreitung nicht mehr Schritt halten konnten. Auch belasteten die Beschränkungen die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zunehmend.

Nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen haben sich allein in den ersten drei Dezemberwochen 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung mit Corona infiziert. Nach Berechnungen des in London ansässigen Forschungsunternehmens Airfinity infizieren sich gerade täglich 1,8 Millionen Menschen neu, während etwa 9000 sterben. Bis Ende April könnte die Zahl der Corona-Toten den Berechnungen zufolge auf 1,7 Millionen anwachsen. Offizielle Zahlen veröffentlichen die chinesischen Behörden nicht mehr.

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