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Aktuelle Grippesaison 

Noch keine Entwarnung

Was droht dem Gesundheitssystem, wenn zu Corona auch noch die Grippewelle hinzukommt? Diese Frage stellte sich schon zu Beginn der Pandemie. Ist die Gefahr für diese Saison bereits gebannt?
dpa
21.01.2022  12:30 Uhr

Eine Grippeschutzimpfung kann aus Expertensicht auch in diesen Tagen noch ratsam sein – trotz bislang vergleichsweise niedriger Infektionszahlen. Der weitere Verlauf der Influenzasaison sei noch mit vielen Unwägbarkeiten verbunden, für Entwarnung sei es aber in jedem Fall zu früh, sagte Grippe-Expertin Dr. Silke Buda vom Robert Koch-Institut (RKI) auf dpa-Anfrage. Bislang seien die wissenschaftlichen Kriterien für den Beginn der Grippewelle in Deutschland zwar nicht erfüllt. Dass sich der Erreger aber in den kommenden Wochen noch verstärkt ausbreitet, ist Buda zufolge nicht ausgeschlossen. »Es ist noch nicht zu spät für Impfwillige, sich die Grippeschutzimpfung geben zu lassen. Im Gegenteil, in der derzeit unklaren Situation wäre es sogar besonders gut«, sagte Buda.

In der Regel beginnen saisonale Grippewellen nach dem Jahreswechsel, der Höhepunkt wird häufig Ende Februar, Anfang März erreicht. Vor diesem Hintergrund wird normalerweise ab dem Herbst geimpft. »Die Besonderheit in dieser Saison ist, dass ein größerer Teil der Bevölkerung wegen der ausgefallenen Grippesaison 2020/21 nicht durch eine natürliche Infektion geboostert wurde. Dadurch lässt sich weniger gut abschätzen, was passieren wird.« Beim Respiratorischen Synzytial-Virus (RS-Virus) zum Beispiel, das kleineren Kindern gefährlich werden kann, habe sich seit dem Spätsommer 2021 eine ungewöhnlich starke Verbreitung gezeigt, auch unter dem Einfluss der Pandemie und der Kontaktbeschränkungen. Vorteilhaft sei in jedem Fall, dass die Abstands- und Hygieneregeln zum Schutz vor Corona auch die Ausbreitung der Influenza hemmen, sagte Buda. »Auch die Maske hilft gegen alle Erreger von Atemwegserkrankungen.« Sie hoffe auch vor diesem Hintergrund, dass es nicht zu einer zu starken Grippewelle diesen Winter komme, sondern dass das Infektionsgeschehen langsam wieder in das übliche saisonale Muster übergehe.

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