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Nikotin-Entwöhnungsprogramme reduzieren Covid-19-Risiko

Raucher sollten die Corona-Pandemie zum Anlass zu nehmen, ihrer Nikotinsucht ein Ende zu setzen. So lässt sich nicht nur das Risiko der Entstehung zahlreicher Folgeerkrankungen verringern. Auch die Gefahr, aufgrund eingeschränkter Abwehrkräfte des Bronchialsystems an einer Covid-19 mit lebensbedrohlichem Verlauf zu erkranken, wird reduziert, betonten Pneumologen. Aber wie am besten aufhören?
Christiane Berg
30.05.2020  12:00 Uhr
Nikotin-Entwöhnungsprogramme reduzieren Covid-19-Risiko

Zur Rauchentwöhnung seien in erster Linie strukturierte Entwöhnungsprogramme zu empfehlen. Darauf haben die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und die Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie (GPP) anlässlich des Weltnichtrauchertags am 31. Mai hingewiesen. 

E-Zigaretten seien zur Tabakentwöhnung nicht geeignet. »Wer E-Zigaretten raucht, ist keineswegs abstinent, sondern ersetzt lediglich ein abträgliches Produkt gegen ein anderes, von dem wir annehmen dürfen, dass es ebenfalls schädlich und hochgradig suchterzeugend ist«, konstatiert Professor Dr. Michael Pfeifer, Präsident der DGP. »Zwar haben E-Zigaretten studiengemäß unter kontrollierten klinischen Bedingungen einen kurzfristigen positiven Entwöhnungseffekt. Doch erschweren sie die Rauchabstinenz langfristig und unter realen Bedingungen. Als Entwöhnungshilfe sind E-Zigaretten daher sehr kritisch zu sehen und nicht geeignet für eine Abstinenzbehandlung«, so der Pneumologe.

Konzepte zur Umsetzung eines erfolgreichen Tabakverzichts beständen aus vielen Einzelbausteinen wie Gruppentherapien, individuellen Beratungsgesprächen sowie spezifischen Medikamenten und Nikotin-Ersatzpräparaten. Ein Problem in Deutschland sei jedoch deren Finanzierung. »Davon gibt es in Deutschland viel zu wenige«, so Pfeifer. Er forderte professionelle Entwöhnungsprogramme, die Rauchern kostenfrei und flächendeckend zur Verfügung stehen.

Große Erfolge könnten auch mit Maßnahmen zur Tabakkontrolle erzielt werden. Pfeifer hob hervor, dass Länder wie Großbritannien oder Frankreich durch umfassende Werbeverbote, nachdrückliche Anti-Raucher-Kampagnen, nationale Rauchentwöhnungsangebote oder hohe Tabakpreise eindrucksvolle Rückgänge in der Raucherprävalenz aufweisen können. »In Deutschland werden entsprechende Maßnahmen leider nur zögerlich umgesetzt. Es passiert zumeist nicht mehr als das gesetzliche Minimum«, bemängelt der DGP-Präsident, der die schnellstmögliche Umsetzung von Rauch- und Werbeverboten, die Einführung entsprechender Tabaksteuern und ein Verbot der Außenwerbung für E-Zigaretten auch in der Bundesrepublik forderte.

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