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Einen hundertprozentigen Schutz gegen Erkältungs- und Influenzaviren gibt es zwar nicht, doch ganz hilflos sind wir den Erregern auch nicht ausgesetzt. Dabei sind es vor allem einfache Verhaltensmaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen, die Virusinfekte vermeiden helfen. / Foto: Adobe Stock/Thomas Söllner
Am Internationalen Handwaschtag am 15. Oktober startete Bundesgesundheitsminister Jens Spahn höchstselbst die bundesweite Kampagne zur Händehygiene #waschenwiewalter. »Regelmäßiges und richtiges Händewaschen mit Seife verhindert bis zu 20 Prozent der grippalen Infekte und ein Drittel der Durchfallerkrankungen«, informierte er in Berlin. Im Mittelpunkt der Kampagne steht die Kunstfigur »Walter«, dargestellt von dem Schauspieler Uke Bosse. In leicht verständlicher Sprache gibt er Tipps für das korrekte Händewaschen:
Neben der Handwäsche ist es ratsam, das Gesicht, vor allem Augen und Nase, nicht mit den Händen zu berühren, besonders wenn man die Zeit zuvor in öffentlichen Einrichtungen oder Verkehrsmitteln verbracht hat. Untersuchungen zeigen, dass wir uns pro Stunde bis zu 16 Mal ins Gesicht fassen – und damit die Keime unbewusst auf den besten Weg bringen.
Die Nase ist die Haupteintrittspforte für die Erkältungserreger, die Nase ist ihr bevorzugter Lebensraum. Im Gegensatz zum Mundspeichel sind die Sekrete der Atemwege hochinfektiös. Im Mund replizieren sie sich nicht. Es ist zwar möglich, dass einige Viren über den Rachen in den Mund gelangen, dort werden sie jedoch schnell geschluckt und inaktiviert. »Am gemeinsamen Glas steckt sich niemand an. Sogar bei Zungenküssen ist die Ansteckungsgefahr nicht sehr hoch«, sagt Professor Dr. Ronald Eccles, Direktor am Common Cold Centre in Cardiff, dem weltweit führenden Zentrum zur Erforschung von Erkältungen und Grippe.
Die Zusammensetzung des Mikrobioms in Nase und Rachen ist einem steten Wandel unterworfen und entscheidet mit darüber, ob ein Mensch für eine Influenza anfällig ist oder nicht. Das zeigt eine Beobachtungsstudie in Nicaragua, die Anfang des Jahres in der Fachzeitschrift »PLOS one« veröffentlicht wurde (DOI: 10.1371/journal.pone.0207898). Zwar hat dieser Befund derzeit keine praktische Bedeutung, doch prinzipiell könnte das Nasen-Rachen-Mikrobiom vielleicht als Schutzschild gegen Grippe in Stellung gebracht werden.
Auch die Raumluft hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko. Denn trockene Heizungsluft in Büros und Wohnräumen legen das Nasenmilieu quasi trocken, Viren können leichter anhaften und die Wirtszelle infizieren. Zwar ist schon seit Längerem bekannt, dass niedrige Luftfeuchtigkeit die Übertragung von Erkältungs- und Grippeviren erleichtert. Doch wie genau sich trockene Luft auf das Immunsystem auswirkt, war bislang nicht vollständig verstanden.
Diesen Effekt hat nun ein Team der Yale University in New Haven, Connecticut, um Dr. Eriko Kudo an Mäusen untersucht (DOI: 10.1073/pnas.1902840116). Danach behindert niedrige Luftfeuchtigkeit das Immunsystem gleich auf dreierlei Weise: Sie hemmt die Selbstreinigungsleistung, setzt die Fähigkeit zur Gewebereparatur in den Atemwegen herab, und das unspezifische Immunsystem arbeitet nur reduziert.