| Annette Rößler |
| 02.12.2020 07:00 Uhr |
Die Wirksamkeit von Avapritinib wurde unter anderem in der offenen, einarmigen Studie NAVIGATOR gezeigt. Darin erhielten 38 Patienten mit inoperablen oder metastasierten GIST und PDGFRA-D842V-Mutation anfangs entweder 300 oder 400 mg Avapritinib täglich. Bei 71 Prozent der Patienten wurde die Dosis im Verlauf auf 200 oder 100 mg gesenkt. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 26 Monaten lebten noch 74 Prozent der Patienten, sodass das mediane Gesamtüberleben noch nicht erreicht war. Das progressionsfreie Überleben (PFS) betrug im Median 24 Monate. 36 Patienten (95 Prozent) sprachen auf die Therapie an, davon 31 partiell (82 Prozent) und 5 vollständig (13 Prozent).
In der noch laufenden offenen, randomisierten Phase-III-Studie VOYAGER wird Avapritinib bei GIST-Patienten mit Regorafenib verglichen. 13 Patienten mit PDGFRA-D842V-Mutation nahmen teil. Vorläufige Ergebnisse nach einer medianen Behandlungsdauer von 8,9 Monaten zeigen, dass bei ihnen 3 von 7 in der Avapritinib-Gruppe, aber 0 von 6 in der Regorafenib-Gruppe auf die Therapie ansprachen. Das mediane PFS betrug unter Regorafenib 4,5 Monate und war unter Avapritinib noch nicht abschätzbar.
Die häufigsten Nebenwirkungen waren Übelkeit, Ermüdung, Anämie, Ödeme, Hyperbilirubinämie, Durchfall, Erbrechen, vermehrte Tränensekretion, Appetitverlust und Gedächtnisstörungen. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden bei 23 Prozent der Patienten berichtet, am häufigsten Anämie und Pleuraerguss. Avapritinib erhöht das Blutungsrisiko, verlängert die QT-Zeit und ist phototoxisch. Da es zudem kognitive Störungen verursachen kann, müssen Patienten beim Autofahren oder Bedienen von Maschinen besondere Vorsicht walten lassen.
Mit Kinasehemmern wie Imatinib und Sunitinib erzielt man bei GIST seit vielen Jahren gute Erfolge. Dennoch ist das neue GIST-Medikament Avapritinib als Sprunginnovation anzusehen. Denn es ist der erste Wirkstoff, der sich gezielt gegen eine D842V-Mutation bei GIST-Patienten richtet. Für diese Patienten ist Avapritinib als wertvoller Therapiefortschritt anzusehen, denn Imatinib und Co. wirken bei diesen Patienten schlechter oder gar nicht. Fast alle Patienten in der Zulassungsstudie sprachen auf Avapritinib an und die Progression der Erkrankung konnte deutlich hinausgezögert werden. Damit wendet sich das Blatt von »voraussichtlich wird bei den meisten nichts ansprechen« zu »fast alle werden auf das eine ansprechen«.
Keine Wirkung ohne Nebenwirkung: Leider sind unter Avapritinib auch viele Nebenwirkungen möglich, welche aber beherrschbar sind. Bei Kinasehemmern denkt man nicht als Erstes an kognitive Effekte, aber auf genau diese wird in der Fachinformation von Ayvakyt unter anderem näher eingegangen. Deshalb sollte man diese mögliche Nebenwirkung auch im Hinterkopf behalten. Sogar Dosisreduktionen und -unterbrechungen können wegen kognitiver Nebenwirkungen notwendig werden.
Sven Siebenand, Chefredakteur