Neuer Impfstoff in Sicht |
Brigitte M. Gensthaler |
22.03.2022 16:00 Uhr |
Moskitos wie Aedes-Mücken übertragen unter anderem Dengueviren. Die Infektion kann zu einem lebensbedrohlichen hämorrhagischen Fieber führen. / Foto: Adobe Stock/raisondtre
Dengueviren werden durch Aedes-Mücken wie Aedes aegypti und seltener Aedes albopictus übertragen. Die Infektionskrankheit hat sich insbesondere in den Ländern des globalen Südens ausgebreitet und bedroht laut WHO-Bericht 2019 mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung. »Studien zeigen, dass sich der Trend zur Ausbreitung des Virus fortsetzt«, berichtete Professor Dr. Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg, kürzlich bei einer Pressekonferenz des Centrums für Reisemedizin.
Bis 2050 werde ein Großteil des Südostens der USA stark betroffen sein und auch in China und Japan nähmen die Infektionen zu, sagte der Tropenmediziner. Die Sahelzone werde aufgrund der günstigeren Temperaturen und der erhöhten Niederschläge zu einem Denguevirus-Endemiegebiet werden. »Dagegen wird die Relevanz in Gebieten Ostafrikas wegen zunehmender Hitze und Trockenheit voraussichtlich zurückgehen.« Auch für Indien werde ein leichter Rückgang der Dengue-Eignung prognostiziert.
Da es vier Subtypen von Dengueviren gibt, könne man sich viermal infizieren, erklärte Schmidt-Chanasit. Die Genesung von einer Infektion durch einen Serotyp führt zu einem lebenslangen Schutz, aber nur vor diesem einen Serotyp. Eine Sekundärinfektion mit einem anderen Serotyp erhöht das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf als hämorrhagisches Fieber, das tödlich verlaufen kann.
Der tetravalente Impfstoff Dengvaxia® von Sanofi Pasteur ist zugelassen für Menschen zwischen neun und 49 Jahren, die bereits eine laborbestätigte Denguevirus-Infektion durchgemacht haben. In Europa (EU-Zulassung seit 2018) ist er nur in Endemiegebieten einsetzbar. Dengvaxia enthält modifizierte abgeschwächte Gelbfiebervieren, die Denguevirus-Proteine exprimieren.
Dagegen basiert der neue Impfstoff von Takeda (TAK-003) auf lebenden abgeschwächten Dengueviren vom Serotyp 2. Dadurch würden mehr Denguevirus-spezifische T-Zellen induziert, erklärte der Virologe. Laut klinischen Studien der Phasen I und II sei er gut verträglich und immunogen. Der Impfstoff wird in der Phase-III-Studie TIDES (Tetravalent Immunization against Dengue Efficacy Study) mit rund 20.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von vier bis 16 Jahren in Asien und Lateinamerika geprüft. Die Studienteilnehmer erhielten im Abstand von 90 Tagen subkutan je 0,5 ml TAK-003 oder Placebo.
Erste Auswertungen zeigen laut Schmidt-Chanasit eine Gesamtwirksamkeit von 74,9 Prozent bei seronegativen und 82,2 Prozent bei seropositiven Teilnehmern. Der Impfstoff scheine bei jüngeren Denguevirus-naiven Kindern weniger wirksam zu sein als bei älteren Kindern. In den ersten beiden Jahren nach der Impfung schützte er gut vor Hospitalisierung. Die Wirksamkeit variierte je nach Serotyp und war am höchsten gegen Serotyp 2 und relativ gering gegen Serotyp 3 und 4 (DOI 10.1016/S0140-6736(20)30414-1).
Takeda hat die Zulassung seines Impfstoffs 2021 bei der Europäischen Arzneimittelagentur beantragt. Schmidt-Chanasit erwartet das EMA-Votum frühestens im September.