Neue Wege für die Verordnung |
Ganz egal, wie schnell das E-Rezept in den kommenden Monaten bundesweit ausgerollt wird – eines steht jetzt schon fest: Deutschland gehört im internationalen Vergleich zu den Schlusslichtern bei der digitalen Verordnung. In anderen Ländern gehört das E-Rezept längst zum Versorgungsalltag. Unter anderem in Kroatien, Dänemark, Estland, Finnland, Island, Lettland, Litauen, Montenegro, Norwegen, Portugal, Rumänien, Slowenien, Schweden, Spanien, den Niederlanden, der Schweiz und im Vereinigten Königreich war es bereits bis zum Jahr 2017 eingeführt.
Das ist schon der nächste Schritt: In einigen Ländern ist die E-Rezept-Technologie mit der elektronischen Patientenakte (EPA) verknüpft. / Foto: Adobe Stock/HNFOTO
Allerdings sind die E-Rezept-Systeme nicht überall auf demselben Entwicklungsstand, wie eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung aus dem vergangenen Jahr zeigte. So haben Australien, Belgien, Dänemark, Estland, Portugal und Schweden E-Rezept-Lösungen, die mit einer elektronischen Patientenakte (EPA) verknüpft sind. Auf dieser EPA ist in der Regel auch der Medikationsplan gespeichert. In einigen Ländern geht im Anschluss an die Arzneimittelabgabe in der Apotheke automatisch ein Report an den Arzt heraus. In anderen Staaten wie Israel, Italien, Kanada, England, Spanien, Frankreich und den Niederlanden funktioniert der Austausch von Rezept- und Medikationsdaten zum Teil nur regional oder partiell.
Im Norden Europas ist man schon ein paar Schritte weiter. In Dänemark zum Beispiel läuft praktisch alles via App. Alle verschriebenen Rx- und OTC-Präparate, die ein Versicherter einnimmt, stehen sowohl dem Arzt als auch dem Patienten in der digitalen Anwendung zur Verfügung Die ersten Länder, die sich Anfang 2019 sogar auf ein grenzüberschreitendes Einlösen der digitalen Verordnung verständigt haben, waren Estland und Finnland.
Was in Estland und Finnland bereits heute möglich ist, soll künftig auch für deutsche Patienten in der EU möglich sein. Das sieht das Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) vor.
Geplant ist, dass der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Spitzenverband) die Verbindungsstelle für den grenzüberschreitenden Austausch aufbaut und betreibt. Laut Gesetz muss die Stelle, die auch National Contact Point eHealth (NCPeH) genannt wird, ihren Betrieb spätestens zum 1. Juli 2023 aufnehmen und ausschließlich über die TI arbeiten. Die Gematik legt die nötigen technischen Grundlagen fest und stimmt auf europäischer Ebene alles ab. Um die Interoperabilität beim grenzüberschreitenden Datenaustausch kümmert sich das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Bis zum 1. Januar 2024 soll alles laufen – so der Plan.
Jennifer Evans, M.A., studierte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und der Universität Koblenz-Landau Anglistik, Germanistik und Kunstgeschichte. Als Journalistin und Textchefin arbeitete sie für verschiedene Print- und Onlinemedien in den Bereichen Gesundheit, Reise, Bildung, Wirtschaft und Lifestyle unter anderem bei Mediengruppen wie DuMont, Funke und Quest Community Newspapers. Seit 2016 ist sie Teil des PZ-Teams und schreibt für die Ressorts Politik und Wirtschaft und Magazin.
Benjamin Rohrer studierte in Berlin, Manchester und Perugia Englisch und Italienisch auf Lehramt. Nach dem Studium absolvierte er ein journalistisches Volontariat beim Nachrichtendienst Apotheke Adhoc. Später arbeitete er in einer PR-Agentur für den AOK-Bundesverband, bevor er zu DAZ.online, dem Nachrichtenportal der Deutschen Apotheker Zeitung, wechselte, wo er zuletzt als Chefredakteur tätig war. Bei der PZ ist Rohrer als Chefredakteur insbesondere für die Themen Politik und Wirtschaft zuständig.
Ev Tebroke, M.A., studierte an der FU Berlin Kommunikationswissenschaft und Nordamerikastudien. Als Journalistin arbeitete sie im Bereich TV, Hörfunk und für diverse Zeitungen und Onlinemedien, unter anderem als Redakteurin und Blattmacherin für die Welt und Welt am Sonntag sowie das Mitarbeitermagazin von Pfizer. Bei der PZ ist sie seit 2012 Redakteurin für Politik und Wirtschaft.