Neue Therapien bei Gendefekten |
Stillprobleme, Saug- oder Schluckstörungen können viele Ursachen haben. In seltenen Fällen liegt eine schwere Erkrankung des Babys zugrunde. / Foto: Adobe Stock/Svetlana
Sphingolipidosen sind bis auf den X-chromosomal vererbten Morbus Fabry durch autosomal-rezessiv vererbte Gene ausgelöste LSK. Hier sind Enzyme des Sphingolipid-Metabolismus defekt. Sphingolipide sind wichtige Bestandteile der Zellmembran.
Im Gegensatz zu den Phosphoglyceriden leiten sich die Sphingolipide nicht vom Glycerin, sondern von dem ungesättigten Aminoalkohol Sphingosin ab. Es gibt drei Haupttypen: Ceramide, die daraus abgeleiteten Sphingomyeline und Glycosphingolipide (Cerebroside und Ganglioside). Sphingolipide findet man häufig in Nervengeweben, wo sie eine wichtige Rolle in der Signaltransduktion und der Interaktion einzelner Zellen spielen. Morbus Gaucher ist die häufigste Sphingolipidose mit einem betroffenen Kind bei 60.000 Geburten.
Gemeinsame Symptome der Erkrankungen sind motorische und geistige Retardierung, Vergrößerung von Leber und Niere sowie häufig ein kirschroter Makulafleck durch die Anhäufung von Metaboliten im Auge. Im Allgemeinen handelt es sich um schwere, unbehandelt in der Kindheit zum Tod führende Erkrankungen (1, 12, 13, 14, Tabelle 2).
Erkrankung, Prävalenz bei Geburt(geschätzt) | Beginn der Erkrankung, (Lebensjahr) | Defektes Enzym | Therapie |
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Morbus Gaucher, 1:60.000, Typ 1: chronisch, nicht neurologisch (95 Prozent) | Kindheit oder Adoleszenz | β-Glucocerebrosidase | EET: Imiglucerase (Cerezyme®, Typ 1 und 3): 60 Einheiten/kg KG alle 14 Tage iv. Velaglucerase alfa (Vpriv®, Typ 1): 60 Einheiten/kg KG alle 14 Tage iv.SRT: Eliglustat (Cerdelga®, Typ 1): 84 mg einmal täglich oral für langsame und zweimal täglich für intermediäre und schnelle CYP2D6 Metabolisierer. Miglustat (Zavesca®, Typ 1): 100 mg dreimal täglich oral. Knochenmark- oder Stammzelltransplantation |
Morbus Gaucher, 1:60.000, Typ 2: akut, neurologisch | Kindheit | β-Glucocerebrosidase | EET: Imiglucerase (Cerezyme®, Typ 1 und 3): 60 Einheiten/kg KG alle 14 Tage iv. Velaglucerase alfa (Vpriv®, Typ 1): 60 Einheiten/kg KG alle 14 Tage iv.SRT: Eliglustat (Cerdelga®, Typ 1): 84 mg einmal täglich oral für langsame und zweimal täglich für intermediäre und schnelle CYP2D6 Metabolisierer. Miglustat (Zavesca®, Typ 1): 100 mg dreimal täglich oral. Knochenmark- oder Stammzelltransplantation |
Morbus Gaucher, 1:60.000, Typ 3: subakut, neurologisch | 4 bis 8 | β-Glucocerebrosidase | EET: Imiglucerase (Cerezyme®, Typ 1 und 3): 60 Einheiten/kg KG alle 14 Tage iv. Velaglucerase alfa (Vpriv®, Typ 1): 60 Einheiten/kg KG alle 14 Tage iv.SRT: Eliglustat (Cerdelga®, Typ 1): 84 mg einmal täglich oral für langsame und zweimal täglich für intermediäre und schnelle CYP2D6 Metabolisierer. Miglustat (Zavesca®, Typ 1): 100 mg dreimal täglich oral. Knochenmark- oder Stammzelltransplantation |
Morbus Fabry, 1:80.000 | Kindheit oder Adoleszenz | α-Galactosidase | EET: Agalsidase alfa (Replagal®), Agalsidase beta (Fabrazyme®): 1 mg/kg KG alle 14 Tage iv. Pharmakologisches Chaperon: Migalastat (Galafold®, bei Patienten mit einer Mutation, die auf den Arzneistoff anspricht): 123 mg einmal jeden 2. Tag oral |
Metachromatische Leukodystrophie, 0,5 und 1:50.000 (60 Prozent spät-infantile Form) | 1 bis 2 | Arylsulfatase A | unterstützende Pflege. Knochenmark- oder Stammzelltransplantation bei Patienten mit leichten Formen |
Metachromatische Leukodystrophie, 0,5 und 1:50.000 (juvenile Form) | 4 bis 16 | Arylsulfatase A | unterstützende Pflege. Knochenmark- oder Stammzelltransplantation bei Patienten mit leichten Formen |
GM2-Gangliosidose: Tay-Sachs-Syndrom (Typ I), 1:320.000 | 5 bis 6 Monate | Hexosaminidase A | unterstützende Pflege |
GM2-Gangliosidose: Sandhoff-Syndrom (Typ II), 1:130.000 | 5 bis 6 Monate | Hexosaminidase A und B | unterstützende Pflege |
Morbus Krabbe, 1:100.000 (80 bis 90 Prozent infantile Form) | 3 bis 6 Monate | Cerebrosid-β-Galactosidase | unterstützende Pflege, Knochenmark- und Stammzelltransplantation |
Morbus Krabbe, 1:100.000, späte infantile und juvenile Formen | 15 Monate bis 17 Jahre | Cerebrosid-β-Galactosidase | unterstützende Pflege, Knochenmark- und Stammzelltransplantation |