Neue orale Therapieoption bei Plaque-Psoriasis auf dem Weg |
Sven Siebenand |
09.10.2025 17:00 Uhr |
Die Schuppenflechte ist eine nicht ansteckende Autoimmunerkrankung. Plaque-Psoriasis ist die häufigste Form. / © Adobe Stock/pimentos
Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland sind an Schuppenflechte erkrankt, circa 20 Prozent weisen eine mittelschwere bis schwere Form auf. Die Plaque-Psoriasis ist die häufigste Form der Schuppenflechte.
Dass das Interleukin-23 (IL-23) in der Pathogenese der Plaque-Psoriasis eine wichtige Rolle spielt, ist seit Langem bekannt. Einige Antikörper, etwa Guselkumab, Risankizumab und Tildrakizumab, blockieren den IL-23-Signalweg und damit die Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen und Chemokinen. Die Biologika sind bei Schuppenflechte zugelassen. Das ist auch bei Ustekinumab der Fall, einem Antikörper, der sich unter anderem gegen IL-23 richtet.
Der noch nicht zugelassene Wirkstoff Icotrokinra ist gegen den IL-23-Rezeptor gerichtet. Der Wirkstoffname deutet es an: »Icotr« steht für die Zahl 23 im Griechischen (icosi tria) und die Endung »inra« für Interleukin-Rezeptorantagonist. Das Besondere an dem Peptid: Es ist, anders als die genannten Antikörper, oral verfügbar.
Ein Zulassungsantrag für Icotrokinra bei Schuppenflechte liegt der europäischen Arzneimittelbehörde EMA seit Anfang September vor. Plan des Herstellers ist es, den Wirkstoff bis Ende 2026 auf den Markt zu bringen. Später könnten noch weitere Indikationen hinzukommen. Beispielsweise in gastroenterologischen und in rheumatologischen Indikationen wird das oral verfügbare Peptid auch getestet.
Professor Dr. Andreas Pinter vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main stellte bei der Veranstaltung Ergebnisse der Studien ICONIC-LEAD und ICONIC-ADVANCE1 vor, die für die beantragte Zulassung im Bereich Psoriasis die Grundlage bilden.
ICONIC-LEAD prüfte Wirksamkeit und Sicherheit von einmal täglich eingenommenem Icotrokinra im Vergleich zu Placebo bei Teilnehmern ab einem Alter von zwölf Jahren mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis. Koprimärer Endpunkt war ein Investigator’s Global Assessment (IGA) Score von 0/1 (erscheinungsfreie oder fast erscheinungsfreie Haut) mit Reduktion um mindestens zwei Punkte zur Baseline sowie ein Psoriasis-Area-and-Severity-Index-(PASI-)90-Ansprechen zu Woche 16. Etwa zwei Drittel der Patienten unter Icotrokinra erreichten einen IGA-Score von 0/1 und die Hälfte erzielte ein PASI-90-Ansprechen. Diese Endpunkte wurden unter Placebo nur bei 8 beziehungsweise 4 Prozent der Patienten erreicht. Pinter hob das positive Sicherheitsprofil des neuen Wirkstoffs vor. »Das Nebenwirkungsprofil liegt auf Placeboniveau. Die IL-23-Blockade ist sehr sicher.«
Interessant sind auch die Ergebnisse aus ICONIC-ADVANCE1. Darin wurde Icotrokinra (200 mg einmal täglich) mit Placebo und dem ebenfalls oral verfügbaren und bei Schuppenflechte zugelassenen Arzneistoff Deucravacitinib (6 mg einmal täglich) bei Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis untersucht. Nach 24 Wochen erreichten unter Icotrokinra 74 Prozent der Patienten einen IGA-Score von 0/1, unter Deucravacitinib waren es 52 Prozent. Einen hochsignifikanten Unterschied gab es laut Pinter auch beim zweiten Teil des koprimären Endpunkts. Ein PASI-90-Ansprechen erreichten unter Icotrokinra 66 Prozent der Patienten und unter Deucravacitinib 41 Prozent.
Zu den sekundären Endpunkten zählte unter anderem das PASI-100-Ansprechen nach 24 Wochen. Das wurde unter Icotrokinra in 41 Prozent aller Fälle erreicht, unter Deucravacitinib bei 16 Prozent der Patienten. Pinter machte darauf aufmerksam, dass Icotrokinra auch hinsichtlich der Verträglichkeit in den ADVANCE-Studien (die Studien 1 und 2 seien nahezu identisch gewesen) besser abschnitt als Deucravacitinib. So sei zum Beispiel die Infektionsrate unter Icotrokinra niedriger ausgefallen.