Neue Option bei fortgeschrittener CLL |
Annette Rößler |
03.03.2022 09:00 Uhr |
Eine chronische lymphatische Leukämie verläuft zunächst meist sehr lange unauffällig. Zu den möglichen Symptome zählen schmerzlos geschwollene Lymphknoten. / Foto: Getty Images/Jose Luis Pelaez Inc
Die CLL und das sehr seltene follikuläre Lymphom (FL) zählen zu den niedrig malignen oder auch indolenten B-Zell-Lymphomen. Bei diesen ist eine Therapie zumeist erst dann erforderlich, wenn die Patienten Beschwerden entwickeln. Im Fall der CLL kann die Behandlung mit Zytostatika und/oder zielgerichteten Wirkstoffen erfolgen. Hierzu zählen die Anti-CD20-Antikörper Rituximab, Ofatumumab und Obinutuzumab, der Bruton-Tyrosinkinase- (BTK-)Hemmer Ibrutinib, Venetoclax als Inhibitor des Proteins B-Cell Lymphoma 2 (BCL-2) und der Phosphatidylinositol-3-Kinase- (PI3K-)Hemmer Idelalisib. Letzterer blockiert selektiv die δ-Isoform der PI3K, die für die Entwicklung und Funktion von B-Zellen von zentraler Bedeutung ist und bei B-Zell-Lymphomen häufig überaktiv ist.
Duvelisib (Copiktra® 15 mg und 25 mg Hartkapseln, Secura Bio Limited) ist ein neuer PI3K-Hemmer, der wie Idelalisib die δ-Isoform des Enzyms inhibiert, zusätzlich aber auch die γ-Isoform (PI3K-γ). Letzteres reduziert laut Hersteller die Aktivität von CD4-positiven T-Zellen und Makrophagen in der Tumormikroumgebung, die die bösartigen B-Zellen unterstützen. Die mit der empfohlenen Duvelisib-Dosis von zweimal täglich 25 mg erzielte Plasmakonzentration reiche allerdings möglicherweise nicht aus, um PI3K-γ anhaltend zu hemmen, sodass der Beitrag der PI3K-γ-Inhibition zur Wirksamkeit »unter Umständen begrenzt« sei.
Ob Duvelisib für Patienten, die zuvor Idelalisib erhalten haben, einen Vorteil bringt, ist somit fraglich; diese Patienten waren von den Zulassungsstudien ebenso ausgeschlossen wie solche, die zuvor mit einem BTK-Hemmer behandelt worden waren. Auch nach vorheriger Therapie mit einem BCL-2-Inhibitor ist die Wirksamkeit noch nicht erwiesen, da kein solcher Patient an der CLL-Zulassungsstudie teilnahm, obwohl es kein Ausschlusskriterium gewesen wäre.
Copiktra wird als Monotherapie angewendet zur Drittlinienbehandlung von erwachsenen Patienten mit FL oder rezidivierter oder refraktärer CLL. Die Patienten sollen je eine 25-mg-Kapsel zweimal täglich mit oder ohne Nahrung im Ganzen schlucken. Auf die 15-mg-Kapseln kann zurückgegriffen werden, wenn Nebenwirkungen oder die gleichzeitige Anwendung von starken CYP3A4-Inhibitoren eine Dosisreduktion erforderlich machen. In welchen Fällen die Dosis reduziert, die Behandlung unterbrochen oder ganz abgesetzt werden soll, ist in der Fachinformation beschrieben.
Eine versäumte Einnahme soll innerhalb von sechs Stunden nach dem Einnahmezeitpunkt schnellstmöglich nachgeholt werden. Sind bereits mehr als sechs Stunden verstrichen, soll der Patient keine zusätzliche Kapsel einnehmen, sondern warten und die nächste Dosis zur üblichen Zeit einnehmen.