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Binimetinib und Encorafenib

Neue Kombination bei Hautkrebs

Mit Binimetinib (Mektovi® 15 mg Filmtabletten, Pierre Fabre Médicament) und Encorafenib (Braftovi® 50 und 75 mg Hartkapseln, Pierre Fabre Médicament) sind seit September zwei weitere Tyrosinkinase-Hemmer auf dem Markt. Die beiden Wirkstoffe werden immer miteinander kombiniert und kommen zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit nicht resezierbarem oder metastasiertem Melanom mit einer BRAF-V600-Mutation zum Einsatz.
Kerstin Gräfe
18.10.2018  11:48 Uhr

Beide Wirkstoffe hemmen den RAS/RAF/MEK/ERK-Signalweg, der bei Vorliegen der BRAF-V600 Mutation überaktiv ist. Da Binimetinib und Encorafenib an verschiedenen Stellen in die Kaskade eingreifen, haben sie eine synergistische Wirkung. Binimetinib blockiert die Enzyme MEK-1 und -2, Encorafenib hemmt das Enzym RAF-Kinase.

Die empfohlene Einzeldosis von Binimetinib beträgt 45 mg, also drei Kapseln zu 15 mg. Die Patienten sollen sie zweimal täglich im Abstand von zwölf Stunden einnehmen. Die empfohlene Dosis von Encorafenib ist 450 mg einmal täglich. Beide Medikamente können unabhängig von einer Mahlzeit eingenommen werden. Beim Auftreten von Nebenwirkungen können eine Dosisreduktion, eine vorübergehende Unterbrechung oder ein Behandlungsabbruch erforderlich sein. Wenn die Behandlung mit Binimetinib vorübergehend unterbrochen wird, sollte Encorafenib während dieser Zeit auf 300 mg einmal täglich reduziert werden. Wird die Behandlung mit Encorafenib vorübergehend unterbrochen, sollte auch die Behandlung mit Binimetinib unterbrochen werden. Wenn einer der beiden Wirkstoffe dauerhaft abgesetzt wird, sollte der andere ebenfalls abgesetzt werden.

Induktions- und Inhibitionspotenzial beachten

Binimetinib wird hauptsächlich durch UGT1A1-vermittelte Glucuronidierung metabolisiert. Induktoren von CYP1A2-Enzymen wie Carbamazepin und Rifampicin und Induktoren des p-Glykoprotein-Transportsystems wie Johanniskraut können die Binimetinib-Exposition verringern, was zu einer Abnahme der Wirksamkeit führen kann. Zudem ist Binimetinib ein potenzieller Induktor von CYP1A2. Daher ist Vorsicht geboten, wenn es mit empfindlichen Substraten wie Duloxetin oder Theophyllin verwendet wird. Des Weiteren ist Binimetinib ist ein schwacher Inhibitor von OAT3, was bei Kombination mit empfindlichen Substraten wie Ciprofloxacin zu Interaktionen führen kann.

Encorafenib wird vorwiegend über CYP3A4 metabolisiert. Daher sollte der Wirkstoff nicht gleichzeitig mit starken CYP3A4-Inhibitoren angewendet werden und eine gleichzeitige Anwendung mit moderaten CYP3A4-Inhibitoren sollte mit Vorsicht erfolgen. Des Weiteren ist Encorafenib sowohl ein Inhibitor als auch Induktor von CYP3A4. Die gleichzeitige Anwendung mit von CYP3A4-Substraten sollte ebenfalls mit Vorsicht erfolgen.

Gebärfähige Frauen müssen während der Behandlung mit den beiden Wirkstoffen und für mindestens einen Monat nach Einnahme der letzten Dosis eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Beide Substanzen werden während der Schwangerschaft sowie bei gebärfähigen Frauen, die keine Kontrazeptiva anwenden, nicht empfohlen. Es ist nicht bekannt, ob die Wirkstoffe oder ihre Metaboliten in die Muttermilch übergehen. Ein Risiko für Säuglinge kann nicht ausgeschlossen werden. Der Arzt muss dann gemeinsam mit der Patientin entscheiden, ob das Stillen beendet oder die Therapie mit diesen Medikamenten abgesetzt wird.

Kombination ist Vemurafenib überlegen

Die Zulassung beruht auf der Phase-III-Studie COLUMBUS mit 921 Patienten mit lokal fortgeschrittenem, inoperablem oder metastasiertem Melanom mit BRAF-V600-Mutation. Die Studie verglich unter anderem Wirksamkeit und Sicherheit von Binimetinib/Encorafenib mit einer Vemurafenib-Monotherapie mit 960 mg zweimal täglich. Als primärer Endpunkt war das mediane progressionsfreie Überleben (mPFS) definiert. Die Kombination von Braftovi 450 mg einmal täglich und Mektovi 45 mg zweimal täglich verlängerte signifikant das mPFS auf 14,9 Monate im Vergleich zu 7,3 Monate unter Vemurafenib. Zudem erzielte die Kombinationsbehandlung ein medianes Gesamtüberleben von 33,6 Monaten im Vergleich zu 16,9 Monaten bei mit Vemurafenib behandelten Patienten (p < 0,0001).

Die häufigsten Nebenwirkungen der Kombination waren Fatigue, Übelkeit, Diarrhö, Erbrechen, Netzhautablösung, abdomineller Schmerz,Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen und ein Anstieg der Kreatinkinasen im Blut. Zum Studienabbruch führende und vermutlich in Zusammenhang mit der Studienmedikation stehende unerwünschte Ereignisse traten bei 6 Prozent der Teilnehmer auf.

Foto: Shutterstock/hidesy

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