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Nature-Studie

Neue Kandidaten gegen Coronaviren und Warnung vor Dextromethorphan

Schneller Studienstart für antivirale Kandidaten

Die Forscher schlagen nun vor, die vielversprechenden Kandidaten weiter zu testen und da für viele ja bereits die Sicherheitsprofile bekannt sind, auch direkt in klinischen Studien. Koautor Professor Dr. Kevin Shokat geht von einer zweiten Welle neuer klinischer Studien im Herbst aus. Bezüglich der Toxizität ist er optimistisch, schließlich würden die Arzneistoffe im Falle einer antiviralen Behandlung nur ein bis zwei Wochen gegeben werden und nicht langfristig, wie oft in ihren Ursprungsindikation. Außerdem will das internationale Team weitere Substanzen in vitro anhand ihres Modells testen.

Sie hoffen, dass die Arzneistoffe sogar prophylaktisch vor einer Covid-19-Infektion schützen können. »Wir brauchen aber unbedingt klinische Studien, bevor wir ihren Einsatz bei Covid-19 empfehlen können«, betonte Studienleiter Krogan. Am vielversprechendsten sei wie bei Ebola oder HIV vermutlich ein Cocktail von Arzneistoffen mit verschiedenen Wirkmechanismen, darunter auch Substanzen wie Remdesivir, die sich gegen virale Zielstrukturen richten.

Die Forscher hoffen zudem, dass die Wirkstoffe nicht nur gegen das neue Coronavirus wirken. Sie gehen von einer breiteren antiviralen Wirkung aus. »In unseren Untersuchungen mit anderen Viren wie Dengue, Zika und Ebola sehen wir immer wieder die gleichen Zielstrukturen«, so Krogan.

Interessant war auch, dass das Sexualhormon Progesteron zu den aussichtsreichen Kandidaten gehört. Da Frauen höhere Werte habe, könne dies erklären, warum sich nach bisherigen Erkenntnissen mehr Männer als Frauen mit dem neuen Coronavirus infizieren und auch daran sterben. Progesteron wirkte in den Zellversuchen allerdings nicht so stark antiviral wie andere Kandidaten. Außerdem habe es multiple Effekte im Körper. Daher sei viel weitere Forschung nötig, um seine Rolle bei Covid-19-Infektionen zu ergründen, so Shoichet.

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