Neue Indikation für Olaparib |
Kerstin A. Gräfe |
16.04.2019 08:00 Uhr |
Das Mammakarzinom ist der häufigste maligne Tumor bei Frauen. / Foto: Shutterstock/OtnaYdur
Die Europäische Kommission hat Olaparib-Filmtabletten als Monotherapie für die Behandlung des HER2-negativen fortgeschrittenen Mammakarzinoms mit BRCA-Keimbahnmutationen zugelassen. Die Patienten sollten zuvor mit einem Anthrazyklin und einem Taxan im (neo)adjuvanten oder metastasierten Setting behandelt worden sein. Auch Patienten mit einem Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinom dürfen mit dem Wirkstoff behandelt werden. Sie sollten zudem eine Krankheitsprogression während oder nach einer vorherigen endokrinen Therapie aufweisen oder für eine endokrine Therapie nicht geeignet sein.
Die Zulassung basiert auf der Phase-III-Studie OlympiAD, die sowohl Frauen als auch Männer einschloss. Olaparib reduzierte im Vergleich zur Chemotherapie (Capecitabin, Eribulin oder Vinorelbin) das Risiko für eine Krankheitsprogression oder Tod um 42 Prozent. Die objektive Ansprechrate war unter dem PARP-Hemmer mit 59,9 Prozent mehr als doppelt so hoch wie unter der Chemotherapie mit 28,8 Prozent. Als häufigste Nebenwirkungen traten unter Lynparza Übelkeit, Erbrechen, Anämie und Fatigue auf. Unerwünschte Ereignisse der Grade ≥ 3 waren unter Olaparib weniger häufig als unter der Chemotherapie (36,6 versus 50 Prozent). Zudem verbesserten die Filmtabletten signifikant die Lebensqualität.
Bei etwa 5 Prozent aller Mammakarzinome liegen Mutationen in den Genen BRCA1 oder BRCA2 vor. Diese Gene und ihre Produkte sind Bestandteile eines Reparatursystems für DNA-Doppelstrangbrüche; ihre Aufgabe besteht darin, Krebserkrankungen zu verhindern. Erst wenn die BRCA1- oder BRCA2-Proteine infolge von Mutationen in ihrer Funktion gestört sind, kommt es zu einem statistisch erhöhten Krebsrisiko. Ist es einmal zum Krebswachstum gekommen, erben auch alle Tumorzellen die BRCA1/2-Mutation und damit eine Sollbruchstelle, die eine weitere Entwicklung der Krebszellen gefährdet. Um sich dennoch erfolgreich zu vermehren, müssen die Krebszellen auf andere DNA-Reparaturmechanismen wie Poly(ADP-ribose)-Polymerasen (PARP) ausweichen. Werden diese, zum Beispiel durch Olaparib, außer Kraft gesetzt, ist keine DNA-Reparatur mehr möglich und die Krebszellen sterben ab. Es kommt zum Wachstumsstopp der Krebserkrankung.