»Nehmt ARMIN als Beispiel!« |
Ev Tebroke |
30.06.2022 10:30 Uhr |
Zuletzt haben an dem Projekt nach Angaben der KV Sachsen gut 900 Apotheken und rund 550 Arztpraxen teilgenommen, knapp 7000 (zuletzt 6857) Patienten wurden betreut. Die AOK Plus bedauert nach eigenen Angaben die geringe Beteiligung über den gesamten Projektzeitraum. »Das Hauptproblem war die Zurückhaltung der Ärzteschaft,« sagt Fink. Probleme machte wie aktuell beim E-Rezept und der EPA die schleppende technische Umsetzung. Dadurch sei teilweise zunächst die Arbeit der Projektteilnehmer noch erschwert statt verbessert worden, erklärt Fink.
Die Kassen hielten sich ebenfalls zurück: Als 2017 ARMIN auch für andere Kassen geöffnet wurde, hätten sich zwar immer mal wieder einzelne nach Erfahrungen des Projekts erkundigt, wollten dann aber stets die Ergebnisse der Evaluation abwarten, heißt es vonseiten der AOK Plus. »Ein regelrechtes Interesse, dem Vertrag beizutreten, wurde uns gegenüber nicht geäußert.«
Wie geht es jetzt weiter? »Wir werden zwar im Rahmen der pharmazeutischen Dienstleistungen (phDL) Patienten hinsichtlich Medikation betreuen und beraten, aber es ist eben kein strukturiertes Management möglich«, bedauert der ThAV-Vorsitzende. Vonseiten der AOK Plus heißt es zudem, in den gesetzlichen Rahmenbedingungen der pharmazeutischen Dienstleistungen fehle die Option, dass Krankenkassen regional entsprechende Leistungen vereinbaren können.
Unterm Strich scheint die Initiative auf alle Fälle ein Erfolg gewesen zu sein, wie aus dem Feedback der AOK Plus hervorgeht. »Insgesamt ziehen wir eine positive Bilanz«, heißt es auf Anfrage der PZ. »Die Mortalität der teilnehmenden Versicherten ist tatsächlich gesunken im Vergleich zu Patienten, die nicht an ARMIN teilgenommen haben.« Auch die KVen betonen gegenüber der PZ: »Eine wissenschaftlich unabhängig durchgeführte Evaluation bestätigt uns die positiven Effekte unseres Projekts«, so eine Sprecherin der KV Sachsen, die für die ARMIN-Öffentlichkeitsarbeit federführend ist. Die engmaschige Betreuung durch Ärzte und Apotheker biete einen deutlichen Mehrwert gegenüber dem bloßen Aushändigen des Medikationsplans wie beim 2016 eingeführten Bundeseinheitlichen Medikationsplan (BMP). Die genauen Ergebnisse werden derzeit noch von der Universität Heidelberg wissenschaftlich evaluiert, der Abschlussbericht soll in den nächsten Wochen vorliegen.