»In ein neues Zeitalter der Versorgung« |
Christina Hohmann-Jeddi |
23.06.2022 16:10 Uhr |
Ronald Schreiber, Präsident der Landesapothekerkammer Thüringen, / Foto: PZ/Christina Hohmann-Jeddi
Seit 1990 arbeite man an dem Thema pharmazeutische Dienstleistung, erinnerte Schreiber in der 65. Versammlung der Thüringer Landesapothekerkammer (LAKT), die am 22. Juni in Erfurt stattfand. Die fünf Leistungen, die von einer Schiedsstelle festgelegt wurden, könnten – mit mehr oder weniger Aufwand – in jeder Apotheke erbracht werden. (Alles Wichtige zu den pharmazeutischen Dienstleistungen finden Sie in unserem FAQ.) Erstmals könnten nun Apothekerinnen und Apotheker selbst die Leistungen auslösen, »die wir für die richtigen halten und die wir auch bezahlt bekommen«. Mit dem Schiedsspruch könne der Berufsstand zufrieden sein. Um die Leistungen erbringen zu können, seien noch Schulungen nötig, die von der LAKT demnächst angeboten würden. »Die pharmazeutischen Dienstleistungen sind ein ganz entscheidender Schritt für unseren Berufsstand«, sagte Schreiber.
Die Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband seien sehr schwierig gewesen, berichtete Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbands (ThAV), der Teil der Verhandlungskommission gewesen war. Der GKV-Spitzenverband wollte die Dienstleistungen auf die Medikationsanalyse für Patienten nach Organtransplantation und für Patienten unter oraler Tumortherapie begrenzen, um den Kreis der Anspruchsberechtigten möglichst klein zu halten. Über das im Schiedsspruch erzielte Ergebnis könne die Apothekerschaft zufrieden sein, obwohl man noch weitere Leistungen aus dem Bereich Prävention und Diabetikerbetreuung wie etwa Insulinpen-Schulungen vorgeschlagen hatte. Diese könnten eventuell zu einem späteren Zeitpunkt noch mit aufgenommen werden, so Fink. Seine Sorge sei, dass das vorhandene Budget nicht ausgeschöpft werde – zur Freude der Krankenkassen. »Reden Sie mit Ihren Ärztinnen und Ärzten, um die Zusammenarbeit zu optimieren«, sagte der ThAV-Vorsitzende, »und fangen Sie an«.
Man gehe zwar in ein neues Zeitalter der Versorgung, »aber ohne ARMIN«, kritisierte Danny Neidel, Geschäftsführer der LAKT. Er bedauerte, dass das Modellprojekt Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN), das in diesem Jahr ausläuft, nicht bundesweit umgesetzt wurde. Ein wichtiger Teil des Projektes war, Medikationsmanagement in Zusammenarbeit mit den Ärzten zu gestalten. Wenn ARMIN umgesetzt worden wäre, hätte dies dem Verhältnis zur Ärzteschaft gutgetan, so Neidel. In das neue Zeitalter starte man zudem mit wenig Personal. Denn die Dienstleistungen müssten ja – bei insgesamt hoher Arbeitsauslastung – noch zusätzlich erbracht werden. Dies betonte auch Fink: Der Personalmangel sei ein zentrales Thema der Apothekerschaft. »Wir müssen wohldosiert mit unseren Kräften umgehen und keine Versprechen machen, die wir nicht halten können.«
Obwohl er die pharmazeutischen Dienstleistungen nicht als tragende wirtschaftliche Säule sehe, seien sie wichtig, um die Kompetenz des Berufsstandes sichtbar zu machen und dessen politische Bedeutung zu erhöhen.