Nagelpilz mit exakter Diagnose und Geduld immer heilbar |
Brigitte M. Gensthaler |
29.12.2022 16:00 Uhr |
Nagelpilz verschwindet nicht von selbst, sondern muss behandelt werden. Bei mäßigem Befall reicht die Lokaltherapie. / Foto: Adobe Stock/Natalia D.
Nagelpilz (Onychomykose) betrifft in Deutschland schätzungsweise 2 bis 15 Prozent der Bevölkerung. Meistens sind die Fußnägel betroffen und meistens sind Dermatophyten, vor allem die Fadenpilzart Trichophyton rubrum, die Auslöser (Tinea unguium). Auch Hefe- und Schimmelpilze können die Nagelplatte infizieren.
Menschen mit Grunderkrankungen wie Diabetes haben ein höheres Risiko für eine Fuß- und Nagelpilzinfektion, die wiederum Komplikationen wie bakterielle Hautinfektionen, zum Beispiel Erysipel und Pyodermien, begünstigen kann.
»Eine Pilzinfektion lässt sich immer heilen, wenn die Diagnose stimmt«, sagt Professor Dr. Pietro Nenoff. Der Mykologie-Experte aus Leipzig hat die S1-Leitlinie Onychomykose unter Federführung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) koordiniert. Eine exakte Diagnose mit Erregernachweis sei die Basis einer erfolgreichen Therapie. Dabei müsse differenzialdiagnostisch ausgeschlossen werden, dass eine andere Ursache für die Nagelveränderung, zum Beispiel eine Schuppenflechte, vorliegt.
Die Leitlinie empfiehlt, Nagelmaterial zu entnehmen und histologisch, kulturell und/oder mit molekularen Methoden zu untersuchen. Laut Leitlinie ist die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) als Methode für einen direkten Erregernachweis auf DNA-Ebene für den Nachweis sehr geeignet und wird daher zur Diagnostik empfohlen. Nenoff empfiehlt eine Kombination aus PCR und Histologie. Für gesetzlich Versicherte ist die PCR jedoch eine Selbstzahlerleistung, schreibt die DDG in einer Pressemeldung.
Ziele der Behandlung sind die vollständige Beseitigung des Erregers, ein gesunder Nagel und die Unterbrechung der Infektionskette. Bei einer leichten oder mäßig ausgeprägten Nagelinfektion, wenn maximal 40 Prozent der Nageloberfläche oder maximal drei von zehn Zehen betroffen sind, kann ein antimykotischer Nagellack aufgetragen werden – meist einmal wöchentlich und idealerweise nach dem Aufrauen oder Feilen des Nagels. Die Lacke enthalten die Wirkstoffe Amorolfin, Ciclopirox oder Terbinafin und sind alle laut einer Untersuchung von Ökotest »bei indikationsgemäßer Anwendung für eine lokale Behandlung von Nagelpilzerkrankungen geeignet«.
Ist die Onychomykose mittelschwer oder schwer, sollte systemisch behandelt werden. »Wir empfehlen eine Kombination aus topischer Nagellackbehandlung und oralen Antimykotika wie Terbinafin, Fluconazol und Itraconazol«, sagt Nenoff. Da die Systemtherapie bekanntlich monatelang dauert, sind Auswahl des Antimykotikums und mögliche Wechselwirkung mit anderen Arzneimitteln besonders wichtig.