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Große Studie bestätigt

Myokarditis-Risiko nach Covid-Impfung ist gering

Das Risiko für eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) nach der Corona-Impfung ist laut einer Studie aus vier nordeuropäischen Ländern gering. Das höchste, aber immer noch geringe Risiko hätten im Vergleich aller Gruppen Jugendliche und Männer zwischen 16 und 24 Jahren nach der zweiten Impfung.
dpa
21.04.2022  12:00 Uhr

Das Autorenteam um Rickard Ljung vom Karolinska Institut in Stockholm hatte Daten von 23 Millionen Menschen analysiert und die Ergebnisse im Fachjournal »JAMA Cardiology« veröffentlicht. Die Forscher bezeichnen Herzmuskelentzündungen als selten in der Studienkohorte und auch unter jungen Männern. 

Das Risiko hänge auch vom verwendeten Impfstoff ab: Unter jungen Männern, die zwei Dosen des gleichen Präparats erhielten, gab es bei Moderna neun bis 28 zusätzliche Fällen pro 100.000 Geimpften binnen 28 Tagen nach der zweiten Dosis. Beim Biontech/Pfizer-Impfstoff seien es vier bis sieben Fälle mehr gewesen als ohnehin auch ohne Impfung zu erwarten sei. Als Fall definiert wurden für die Studie stationäre Krankenhausaufnahmen mit entsprechender Haupt- oder Nebendiagnose bei Entlassung. Die Ständige Impfkommission empfiehlt für Menschen unter 30 wegen des geringeren Risikos für Herzentzündungen bereits seit einiger Zeit Biontech statt Moderna. Der klinische Verlauf bei Herzmuskelentzündungen nach Covid-19-Impfungen ist nach Angaben der US-Kardiologenvereinigung ACC in der Regel mild, und zwar sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen.

In der neuen Studie gab es unter den Teilnehmern keine Todesfälle durch Myokarditis bei Menschen unter 40 Jahren. Auch wenn Studien zur Langzeitprognose fehlten, gebe es insgesamt jedoch Hinweise auf ein anscheinend niedriges Risiko, binnen 28 Tagen zu sterben, erneut ins Krankenhaus aufgenommen werden zu müssen oder Herzversagen zu entwickeln, heißt es in der Studie.

Die Ergebnisse der Studie basieren auf Daten von Menschen ab 12 Jahren aus Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden. Zwischen Studienbeginn im Dezember 2020 und -ende im Oktober 2021 waren von ihnen 81 Prozent geimpft worden. Die seltene Impfkomplikation Myokarditis tritt in der Regel wenige Tage nach der Impfung auf.

Im Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) zu Corona-Impfungen in Deutschland mit Daten bis Ende 2021 heißt es, die Mehrzahl der Meldungen von Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen (Perikarditis) betreffe Männer zwischen 18 und 29 Jahren. Die Erkrankung kann sich als Brustschmerzen, Herzklopfen, Herzrhythmusstörung bis hin zum Herzversagen äußern. Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung gibt es auch asymptomatische Verläufe, die nicht immer erkannt werden. Bei unkompliziertem Verlauf erfolge häufig keine spezielle Therapie. Betroffenen wird oft geraten, einige Zeit nach der Impfung auf anstrengenden Sport zu verzichten. Laut Herzstiftung sind generell Viren die häufigsten Auslöser von Herzmuskelentzündungen.

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