Mühsames Leben nach einer Sepsis |
Hauptrisikofaktor für ein PSS ist naturgemäß eine erhöhte Anfälligkeit für schwere Infektionen aufgrund einer reduzierten Immunkompetenz, zum Beispiel infolge von Tumoren oder Organtransplantation. Weitere prädisponierende Faktoren sind schwere Organschäden beziehungsweise -versagen wie ein zeitnah aufgetretenes akutes Versagen des Herzens, der Nieren oder der Lunge (3). Prinzipiell können die meisten Infektionen zu einer Sepsis führen. Doch gibt es eine Reihe von gesundheitlichen Problemen und Cofaktoren, die das Sepsisrisiko signifikant erhöhen (Tabelle 2). Dazu zählen:
Begünstigende Komorbidität | Beispiele |
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Geschwächtes Immunsystem | Neugeborene und Kleinkinder im ersten Lebensjahrältere Menschen jenseits von 60 JahrenMenschen nach OrgantransplantationMenschen ohne (funktionierende) MilzAids-PatientenMenschen unter immunsuppressiver Medikation, zum Beispiel antirheumatisch wirksame Biologika wie Etanercept, Infliximab und andereAlkohol- und Drogenabhängige |
Chronische Krankheiten | KrebsAtemwegserkrankungen, besonders bei Gabe von systemisch wirksamen CorticosteroidenNieren und LeberschädenDiabetes mellitus |
Eintrittspforten für Erreger | schwere innere und äußere Verletzungengroßflächige Verbrennungenoffene postoperative Wundenliegende Katheter, Stomata oder Drainagen |
Hieraus geht hervor, dass die beste Prophylaxe im Vermeiden von Infektionen besteht. Aufseiten der Hygiene sind grundsätzlich akribisches Händewaschen und gründliches Reinigen und Desinfizieren von Wunden unerlässlich. Genauso unverzichtbar – besonders für die Risikogruppen und für Personen über 60Jahren– sind Impfungen, an vorderster Stelle gegen die saisonale Grippe, Covid-19 und Pneumokokken. Eine gesunde Lebensführung, das Vermeiden von immunsupprimierendem Dauerstress und ein zurückhaltender Genussmittelkonsum ergänzen und forcieren die infektionspräventiven Maßnahmen.
Schutzimpfungen gehören zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen. Sie sind vor allem für immungeschwächte und chronisch kranke Menschen unerlässlich. / Foto: Getty Images/PixelsEffect
Mehrere Studien belegten ein erhöhtes Risiko für eine lebensgefährliche Septikämie bei Patienten mit kardiovaskulären, onkologischen und immunologischen Erkrankungen sowie bei organtransplantierten und asplenischen Menschen. Bei Letzteren – rund 1 Promille der Bevölkerung – verlaufen Infektionen, namentlich der Lunge und Hirnhäute, besonders lebensbedrohlich. Impfungen gegen Pneumo- und Meningokokken sowie gegen Haemophilus influenzae sind deshalb streng indiziert.
Herz-Kreislauf-Patienten weisen ebenfalls eine erhöhte Rehospitalisierungsrate und Übersterblichkeit auf. Als Ursachen werden die ventrikuläre Dysfunktion, vermehrte Entzündungsherde, generalisierte Gerinnungsstörungen und arteriosklerotische Läsionen diskutiert. Unter diesen Voraussetzungen können beträchtliche Gangräne entstehen, sodass schließlich Amputationen von Fingern, Zehen oder ganzer Gliedmaßen drohen (4).