Mühsames Leben nach einer Sepsis |
Der zeitgerechte Einsatz der jeweils bestgeeigneten Arzneimittel ist für die Überwindung einer Sepsis überlebensentscheidend. Dies spiegelt sich auch in der einhelligen Einschätzung der Intensivärzte wider, wenn sie respektvoll sagen: »Wer die Sepsis beherrscht, beherrscht die Intensivmedizin!«
Nicht weniger als elf Pharmakaklassen gilt es dabei situationskonform »kunstvoll zu komponieren«. Hierzu zählen in vorderer Reihe Antiinfektiva, hauptsächlich antibakterielle (vor allem Betalactam-Derivate) und antimykotische Wirkstoffe, zum Beispiel Azole und Echinocandine, meist in Spektrum-erweiternder Kombination, Immunglobuline und vasoaktive Pharmaka, die vor allem die Hämodynamik und Mikrozirkulation zu stabilisieren haben, beispielsweise Vasopressoren (Noradrenalin, Vasopressin), aber auch different wirkende Pharmaka wie Dopamin, Dobutamin oder Betablocker. Zur Aufrechterhaltung der Zirkulation und damit der Organperfusion dienen außerdem Antikoagulanzien (Heparine und andere) und Blutprodukte (Erythro- und Thrombozyten, Frischplasma) sowie die Substitution von isolierten Gerinnungs- und weiteren vitalen Faktoren und Hormonen wie Insulin. Eng damit assoziiert sind Flüssigkeits-, Energie- und Säure-Basen-Management mit Elektrolyt-Infusionen und parenteraler Ernährung.
Immunologischen Entgleisungen wird unter anderem mit hoch dosierten Corticosteroiden begegnet, Stressschädigung von Organen mit Ulkusprophylaktika (beispielsweise Protonenpumpenhemmern oder Histamin-H2-Antagonisten) sowie mit individuell angepassten Analgetika (Metamizol, NSAR, Coxibe) und Sedativa bis hin zu Narkotika, zum Beispiel Benzodiazepinen und Propofol.
Die akute wie auch kontinuierliche Zufuhr sämtlicher Medikamente erfolgt parenteral über automatische Injektoren, Perfusoren und elektronisch gesteuerte Infusionspumpen, die ihrerseits über hochsensible Monitore überwacht und feinjustiert werden.
Während des Aufenthalts auf der Intensivstation oder der anschließenden Pflege auf einer Normalstation können Sepsispatienten – wie alle anderen Schwerkranken auch – ein Delir entwickeln. Dieses kann sich durch extreme Schläfrigkeit, aber in völligem Kontrast dazu auch durch starke Unruhe äußern. Ursache dafür ist, dass das Gehirn wegen der Schwere der Erkrankung für einige Tage nicht angemessen arbeitet. Unbehandelt kann ein Delir auch länger anhalten. Eine zeitnah nach der Hospitalisierung diagnostizierte Demenz wird oft mit dem Delir in Verbindung gebracht.