Milde Myokarditis als mögliche Ursache von Herzproblemen |
Christina Hohmann-Jeddi |
08.09.2022 09:00 Uhr |
Bei Personen, die nur eine milde Coronainfektion durchgemacht hatten, konnten Frankfurter Forschende Monate später noch Anzeichen einer leichten Herzmuskelentzündung erkennen. / Foto: Adobe Stock/vegefox.com
Eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit, Herzrasen oder Brustschmerzen: Über lang anhaltende Herzsymptome klagen viele Menschen nach einer überstandenen SARS-CoV-2-Infektion, selbst wenn diese mild verlaufen war. Welche Ursache diese Beschwerden haben, wollte ein Team um Dr. Valentina O. Puntmann von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main herausfinden.
Hierfür untersuchte es 346 Personen – etwa zur Hälfte Frauen und Männer – im Alter zwischen 18 und 77 Jahren jeweils rund vier und elf Monate nach einer überstandenen SARS-CoV-2-Infektion. Das Team analysierte das Blut der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer, fertigte zudem Kernspinaufnahmen des Herzens an und ermittelte die Beschwerden der Genesenen anhand standardisierter Fragenbögen.
Es zeigte sich, dass 73 Prozent der Probanden zu Beginn der Studie über Herzprobleme klagten. Am häufigsten wurde Belastungsdyspnoe, Herzrasen und ungewöhnliche Brustschmerzen genannt. Bei 57 Prozent hielten diese Beschwerden bis zu elf Monate nach der Infektion an, berichten die Forschenden im Fachjournal »Nature Medicine«.
In den Kernspinaufnahmen konnten sie eine zwar leichte, aber anhaltende Herzentzündung feststellen, die nicht mit strukturellen Veränderungen der Herzklappen oder Herzwände einherging. Auch der Troponin-Wert, ein Marker für Herzmuskelschäden, war nicht auffällig. Diese Veränderungen wurden bei symptomatischen Probanden häufiger gefunden als bei solchen, die keine Herzbeschwerden (mehr) hatten.
In einer Mitteilung der Universität erklärt Puntmann, dass sich die durch SARS-CoV-2 hervorgerufene Herzentzündung offenbar von einer klassischen viralen Myokarditis unterscheide, denn der Herzmuskel der Patienten war weder tiefgreifend geschädigt noch in seiner Funktion beeinträchtigt. Das Krankheitsbild erinnere eher an die Befunde bei chronischen diffusen Entzündungssyndromen wie etwa Autoimmunerkrankungen, so die Medizinerin.
Anhaltende inflammatorische Prozesse am Herzen können den Autoren der Studie zufolge zumindest in Teilen die anhaltenden Herzbeschwerden bei zuvor herzgesunden Genesenen erklären, die nur eine milde SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht hatten. Die genauen pathomechanistischen Zusammenhänge müssten aber noch aufgeklärt werden.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.