Mehr Targets als vermutet |
Die chemische Struktur von Metformin ist einfach, sein Wirkmechanismus dafür umso komplizierter. / Foto: Adobe Stock/makaule
Metformin ist aufgrund seines vorteilhaften Wirkprofils – gute Blutzuckersenkung bei niedrigem Hypoglykämie-Risiko und keiner Zunahme des Körpergewichts – erste Wahl in der Behandlung von nicht insulinpflichtigen Typ-2-Diabetikern. Darüber hinaus wurde vor einigen Jahren entdeckt, dass das Biguanid zumindest bei Diabetikern lebensverlängernd wirkt, weshalb es jetzt auch bei Stoffwechselgesunden als Anti-Aging-Wirkstoff getestet wird.
Wie genau die verschiedenen Effekte zustande kommen, ist jedoch noch nicht vollständig verstanden. Gut belegt ist mittlerweile, dass Metformin die AMP-aktivierte Proteinkinase (AMPK) aktiviert, aber auch, dass noch weitere Signalwege beeinflusst werden. Diese sind sogar noch mehr als bislang angenommen, schreibt jetzt ein Team um Dr. Benjamin Stein vom Salk Institute for Biological Studies in La Jolla im Fachjournal »Cell Reports«.
Die Wissenschaftler hatten in einem neuen Screeningverfahren quantitativ erfasst, welche Kinasen und Proteine in Leberzellen in ihrer Aktivität beziehungsweise ihrem Bindungsverhalten von Metformin beeinflusst werden. Heraus kam die beeindruckende Zahl 250. Darunter befanden sich auch zwei Kinasen, die bislang niemand mit Metformin in Verbindung gebracht hatte: Kinase D und MAPKAPK2. Beide sind noch wenig verstanden, sollen aber an der Vermittlung von zellulärem Stress beteiligt sein. Die Forscher wollen diese Signalwege nun genauer untersuchen, auch um möglicherweise herauszufinden, wie die positiven Effekte von Metformin zustande kommen, die unabhängig von der antidiabetischen Wirkung sind.