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Long Covid

Mehr Corona-Spätfolgen bei Jugendlichen erwartet

Biontech und Pfizer haben Studie mit Kindern gestartet

Biontech und Pfizer haben Studie mit Kindern gestartet

Heute erst wurde bekannt, das Biontech und Pfizer am Donnerstag eine Studie mit Kindern ab sechs Monaten bis zwölf Jahren für ihren Covid-19-Impfstoff Tozinameran (Comirnaty®, BNT162b2) gestartet haben (NCT04816643). Daran sollen rund 4500 Kinder in den USA und der EU teilnehmen, aufgeteilt in drei Gruppen: sechs Monate bis zwei Jahre, zwei bis fünf Jahre und fünf bis zwölf Jahre. Sie erhalten zwei Dosen im Abstand von 21 Tagen, die Dosierungen unterscheiden sich. Comirnaty ist als bisher einziger Covid-19-Impfstoff immerhin schon ab 16 Jahren zugelassen. Eine Studie mit 12- bis 15-Jährigen läuft bereits. 

Moderna hatte bereits letzte Woche angekündigt, seinen mRNA-Impfstoff nun auch an Kindern ab sechs Monaten zu testen. Im Februar hatten Astra-Zeneca und die Universität Oxford angekündigt, eine Studie mit Kindern ab sechs Jahren für die »COVID-19 Vaccine Astra-Zeneca« (ChAdOx, AZD1222) zu starten.

Während die Daten für die Studie mit den 12- bis 15-Jährigen laut Nachrichtenportal »Stat News« bereits zur Jahresmitte vorliegen und die US-Zulassung im Herbst klappen könnte, werden die Daten für die Studie mit den Unter-Zwölf-Jährigen erst für die zweite Jahreshälfte erwartet. Die Zulassung könnte dann erst zu Beginn des nächsten Jahres erfolgen.

Wie äußert sich Long Covid bei Kindern?

«Das Krankheitsbild von Long Covid ist sehr variabel», erläutert Hufnagel und zählt mögliche Folgen auf, die auch in Kombination auftreten könnten: Darunter sind chronische Erschöpfung, generelle Leistungsminderung und Gelenk- und Muskelschmerzen. Aber auch Hautveränderungen, ähnlich Frostbeulen an den Zehen. Anhaltender Geruchs- und Geschmacksverlust spiele hingegen im Vergleich zu Erwachsenen bei Kindern und Jugendlichen eine untergeordnete Rolle. «Generell sind die Symptome nicht SARS-CoV-2-spezifisch. Das heißt, wir kennen solche anhaltenden gesundheitlichen Einschränkungen auch von anderen Virusinfektionen wie dem Pfeifferschen Drüsenfieber», betonte Hufnagel.

Das Problem dürfe nicht unterschätzt werden: Je höher die Fallzahlen insgesamt sind, desto größer werden auch die Zahlen der Lange-Leidenden. «Das Problem wird derzeit eher größer als kleiner, wir sehen schon jetzt deutlich mehr Post-Covid-Fälle», sagte Hufnagel. «Das sind eher Patienten im Jugendalter; Fälle in den ersten zehn Lebensjahren sind deutlich seltener.» In der Regel hätten Eltern den Verdacht auf einen Zusammenhang mit einer Corona-Infektion, teils gebe es auch schon einen Antikörpernachweis.

Daten aus Deutschland zu dem Thema gebe es bislang nicht, sagte Hufnagel, der mit Kollegen der Dresdner Universitätskinderklinik ein Register zu Krankheitsverläufen aller stationär behandelten Kinder und Jugendlichen mit SARS-CoV-2-Infektion der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie etabliert hat.

Eine Studie, bei der Haushalte mit Corona-Fällen über längere Zeit begleitet wurden, habe gezeigt, dass 5 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 14 Jahren drei Monate nach der Infektion noch mindestens ein Symptom aufwiesen. Bei Erwachsenen betreffe es hingegen bis zu jeden Dritten, schilderte Hufnagel.

Schätzungen britischer Statistiker vom Office for National Statistics (ONS) zeigen ebenfalls, dass die Last nach durchgemachter Infektion bei Erwachsenen deutlich ausgeprägter zu sein scheint. Während der Anteil derjenigen, die fünf Wochen nach einer Infektion noch mindestens ein Symptom wie Husten, Fieber oder Müdigkeit haben, bei den Zwei- bis Elfjährigen bei rund 13 Prozent liegt, sind es bei den 12-bis 16-Jährigen 14,5 Prozent.

Allerdings spielt beim Auftreten der Spätfolgen nach Einschätzung Hufnagels auch die generell belastende und ermüdende Pandemiesituation eine Rolle – nicht nur das Virus allein. «Der Lockdown ist ein großer Stressfaktor. Wenn sich die Pandemiesituation bessert, dürften zumindest bei einem Teil der Betroffenen auch die Ermüdungsanzeichen besser werden.»

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