»Man weiß nie, wer am Ende mit am Tisch sitzt« |
Cornelia Dölger |
14.04.2022 14:30 Uhr |
Wenn die Rädchen ineinandergreifen, funktionieren Unternehmenskooperationen meist. Vor der Zusammenarbeit mit Lieferdiensten sollten Apotheken sich aber hüten, meinen Kritiker nach dem Deal von First A mit dem Versender Shop Apotheke. / Foto: Adobe Stock/gerasimov174
»Die Übernahme des Lieferdienstes First A durch die Shop Apotheke zeigt einmal mehr, dass sich die Vor-Ort-Apotheken bei der Wahl ihrer Geschäftspartner sehr genau überlegen sollten, mit wem sie zusammenarbeiten und welche Konsequenzen dies für die Zukunftsfähigkeit der eigenen Apotheke hat«, teilte Michael Kuck, Chef der Apothekergenossenschaft Noweda, der PZ mit. Die Übernahme mache deutlich, »wie gefährlich es ist, auf digitale Lösungen zu setzen, die nicht apothekenbeherrscht sind: Die Apotheke kann sich nicht darauf verlassen, dass ihre Interessen dauerhaft gewahrt bleiben«, so der Noweda-Chef.
Die Apothekergenossenschaft betreibt gemeinsam mit dem Burda-Verlag unter dem Dach »Zukunftspakt Apotheke« einen eigenen Marktplatz, »ihreapotheken.de». Bei diesem Angebot seien es eben die Apothekerinnen und Apotheker, die über die Unternehmenspolitik entschieden, so Kuck. Die Apotheken müssten sich auf die Plattform verlassen können, was etwa bei First A nicht der Fall sei: »Der Kauf von First A durch die Shop Apotheke zeigt eindrucksvoll, dass man bei Plattformen, die nicht apothekerbeherrscht sind, nie weiß, wer am Ende mit am Tisch sitzt«, sagte Kuck.
Auch die ABDA reagierte auf den Deal von Shop Apotheke und First A, betonte allerdings, man wolle die Geschäftsmodelle einzelner Unternehmen nicht kommentieren. Fest stehe aber, »dass jede Apotheke vor Ort ihre Patienten kompetent, persönlich und vor allem sehr schnell versorgen kann«, teilte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening auf PZ-Anfrage mit. »Jeden Tag leisten die Apotheken mehr als 300.000 Botendienste mit eigenem Personal in ihrer Nachbarschaft, weil die Patienten es wollen und die Apotheken es können.«
Nach dem Verkauf von First A betonte unterdessen Co-Gründerin Antonie Nissen, dass der Deal länger geplant und kein Notverkauf gewesen sei. Einen solchen hatte das Start-up-Magazin »Gründerszene« vermutet. Demnach soll First A, das nach eigenem Bekunden deutschlandweit mit 60 Partnerapotheken zusammenarbeitet, bis auf die Startfinanzierung von einer knappen Million Euro kein weiteres Kapital bekommen haben – anders als zum Beispiel Konkurrent Mayd, der binnen kurzer Zeit 43 Millionen Euro von internationalen Geldgebern lockermachen konnte. Dessen dickes Finanzpolster soll Investoren abgeschreckt haben, beim weniger betuchten First A einzusteigen. Auch soll ihnen die Besitzstruktur der Firmenanteile nicht gefallen haben.
Nissen sagte »Gründerszene« zufolge, man sei durchaus mit mehreren Beteiligungsgesellschaften im Gespräch gewesen und habe sich letztlich für einen Deal mit Shop Apotheke entschieden, »weil wir hier den inhaltlichen Mehrwert sehen«. Nissen widersprach den Darstellungen, dass der Deal wegen mangelnder Investitionen vollzogen wurde. Vielmehr sei die Übernahme ein strategischer Schritt, der bereits seit Ende vergangenen Jahres vorbereitet worden sei. Zudem solle die Marke First A auch nach dem Verkauf bestehen bleiben und unter dem Dach der Shop Apotheke weiterlaufen. Shop Apotheke hatte dies ebenso angekündigt.