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Antikörper-Wirkstoff-Konjugate

Magic bullets in der Onkologie

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate haben sich zu einer wichtigen Säule in der Tumortherapie entwickelt und helfen Patienten mit soliden Tumoren und mit Blutkrebs. Wie sind die ebenso spezifischen wie toxischen Arzneimittel aufgebaut und wie wirken sie?
Manfred Schubert-Zsilavecz
26.01.2025  08:00 Uhr

Hoch potente Toxine

Auch an die Toxine der ADC werden diverse Anforderungen gestellt:

  • eine sehr hohe Zytotoxizität, die sich in einem IC₅₀-Wert im niedrigen nano- oder picomolaren Bereich widerspiegelt,
  • ein definierter Wirkmechanismus und
  • eine Bindungsstelle für die kovalente Anbindung des Linkers.

Die Zytotoxizität der in ADC eingesetzten Toxine ist so hoch, dass sie als Arzneistoffe niemals Anwendung finden würden. Erst die kovalente Bindung an Antikörper über einen Linker und der gezielte Transport zum Tumor erlauben deren Einsatz.

Die heute als »payload« verwendeten Toxine gehören mehreren Molekülklassen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen an. Der bekannteste Vertreter der Auristatine ist das Monomethylauristatin E (MMAE), das in drei Konjugaten enthalten ist (Tabelle).

ADC, Handelsname, (Zulassungsjahr) Target Toxin (payload) Linker DAR Zulassung
Hämatologische Krebserkrankungen
Loncastuximab Tesirin, Zynlonta® (2023) CD19 PBD-Dimer spaltbar, Peptid (Valin-Alanin) 2,3 großes B-Zell-Lymphom
Polatuzumab Vedotin, Polivy® (2020) CD79b MMAE spaltbar, Peptid (Valin-Citrullin) 4 großes B-Zell-Lymphom
Gemtuzumab Ozogamicin, Mylotarg® (2018) CD33 N-Acetyl-Calicheamicin spaltbar, Hydrazon 2–3 CD33-positive akute myeloische Leukämie (AML)
Inotuzumab Ozogamicin, Besponsa® (2017) CD22 N-Acetyl-Calicheamicin spaltbar, Hydrazon 6 CD22-positive B-Vorläufer-ALL (akute lymphatische Leukämie)
Brentuximab Vedotin, Adcetris® (2012) CD30 MMAE spaltbar, Peptid (Valin-Citrullin) 4 Hodgkin-Lymphom, systemisches anaplastisches Lymphom, kutanes T-Zell-Lymphom
Solide Tumore
Enfortumab Vedotin. Padcev® (2022) Nectin-4 MMAE spaltbar, Peptid (Valin-Citrullin) 3,8 Urothelkarzinom
Trastuzumab Deruxtexan, Enhertu® (2022) HER2 Dxd spaltbar, Peptid (Glycin-Glycin-Phenylalanin-Glycin) 7,7 HER2⁺-Brustkrebs, HER2-low-Brustkrebs, HER2⁺-Magenkrebs
Sacituzumab Govitecan, Trodelvy® (2021) TROP2 SN-38 spaltbar, Peptid (Lysin, PEG) 7,6 triple-negativer Brustkrebs (TNBC), Urothelkarzinom, HR⁺-/HER2ˉ-Brustkrebs
Trastuzumab Emtansin, Kadcyla® (2014) HER2 DM1 nicht spaltbar, SMCC 3,5 HER2⁺-Brustkrebs
Mirvetuximab Soravtansin, Elahere® (2024) FRα DM4 spaltbar, Butansäure, 4-(2-Pyridinyldithio)-2-sulfo-1-(2,5-dioxo-1-pyrrolidinyl)-Ester FRα⁺-Ovarial-, Tuben- oder Peritonealkrebs
Tabelle: In Deutschland verfügbare Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC); Stand Dezember 2024

Maytansin ist ein potenter Inhibitor der Mikrotubuli-Assemblierung, der zu einem mitotischen Stillstand der Tumorzellen führt. Das Maytansin-Derivat DM1 lässt sich im Gegensatz zur Muttersubstanz leicht mit einem Linker konjugieren, was durch den Ersatz eines N-Acetylrestes durch eine Methylthiopropanoyl-Gruppe erreicht wird. DM4 ist ein weiterer Maytansin-Abkömmling, der in Mirvetuximab Soravtansin enthalten ist, das seit Mitte Dezember 2024 in Deutschland auf dem Markt ist.

Pyrrolobenzodiazepine (PBD) sind Naturstoffe mit antitumoraler Wirkung, die auf einer selektiven Alkylierung der kleinen Furche (minor groove) der DNA beruht. Dabei wird der Stickstoff N2 von Guaninresten kovalent an die elektrophile Iminstruktur von PBD gebunden.

Das schlecht wasserlösliche Alkaloid Camptothecin ist ein Topoisomerase-I-Inhibitor. Sein wasserlösliches Prodrug Irinotecan ist für die Behandlung von metastasiertem Kolorektalkrebs zugelassen. SN-38 ist der aktive Metabolit von Irinotecan und das Toxin von Sacituzumab Govitecan. Ein weiteres Campothecin-Derivat ist Exathecan, von dem sich Deruxtecan (DXd) ableitet und im Anti-HER2-ADC Trastuzumab Deruxtecan enthalten ist.

Calicheamicine sind Antibiotika mit einer komplexen Struktur und einem komplexen Wirkmechanismus. Sie sind enthalten in Gemtuzumab Ozogamicin und Inotuzumab Ozogamicin. Die Freisetzung der Toxine erfolgt zweistufig durch intrazelluläre Hydrazon-Spaltung im sauren Milieu mit nachfolgender Reduktion der Disulfid-Bindung durch intrazelluläres Glutathion. Das freigesetzte Thiol beziehungsweise Thiolat unterliegt einer intramolekularen 1,4-Addition an ein Enon und löst eine Bergman-Zyklisierung aus, die zu einem Diradikal führt, das DNA-Doppelstrangbrüche und Zelltod verursacht.

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