Pharmazeutische Zeitung online
Antikörper-Wirkstoff-Konjugate

Magic bullets in der Onkologie

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate haben sich zu einer wichtigen Säule in der Tumortherapie entwickelt und helfen Patienten mit soliden Tumoren und mit Blutkrebs. Wie sind die ebenso spezifischen wie toxischen Arzneimittel aufgebaut und wie wirken sie?
Manfred Schubert-Zsilavecz
26.01.2025  08:00 Uhr

Die Anwendung von klassischen Zytostatika gegen Krebserkrankungen geht einher mit einer erheblichen systemischen Toxizität, die sich für viele Patienten als therapielimitierend erweist. Einen tumorselektiven Therapieansatz stellen seit der Zulassung von Rituximab im Jahr 1997 monoklonale Antikörper dar, die sich gegen spezifische Antigene auf Tumorzellen richten.

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (antibody-drug-conjugates, ADC) nutzen tumorselektive Antikörper als Fähre, um stark zytotoxische Moleküle selektiv zu Tumorzellen zu transportieren. Daher werden sie auch als »bewaffnete Antikörper« (armed antibodies) bezeichnet. Das erste ADC, das im Jahr 2000 in einem beschleunigten Verfahren von der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA zugelassen wurde, war Gemtuzumab Ozogamicin. Es besteht aus einer DNA-Strangbrüche verursachenden Calicheamicin-Verbindung, die über einen Hydrazon-Linker mit einem CD33-Antikörper gekuppelt ist.

Mit Stand Dezember 2024 waren in Deutschland zehn ADC verfügbar. Sie werden für die Behandlung von hämato-onkologischen Erkrankungen und von soliden Tumoren eingesetzt. Nach einem holprigen Start befinden sich ADC seit fünf Jahren im Aufwind, nicht zuletzt getriggert durch Zulassungen, Firmenübernahmen und Lizensierungsabkommen. Zahlreiche Konjugate befinden sich in später Phase der klinischen Prüfung, unter anderem Patritumab Deruxtecan und Datopotamab Deruxtecan.

Konjugate aus drei Komponenten

Das Konzept der magischen Kugel (magic bullet) führte der Nobelpreisträger Paul Ehrlich im Rahmen seiner Forschung über Wirkstoffe zur Behandlung der Syphilis ein. Die Metapher bringt die Idee auf den Punkt, pathogene Erreger im Körper gezielt anzugreifen und zu eliminieren, ohne dabei gesundes Gewebe zu schädigen. Später wurde das Konzept auf den gesamten Bereich der Chemotherapie einschließlich der Onkologie ausgeweitet.

Wie kaum eine andere Wirkstoffklasse verkörpern die ADC die Grundidee der magic bullets. Sie sind aus drei konstitutiven Komponenten aufgebaut:

  • einem monoklonalen Antikörper, der an ein Antigen auf der Tumorzelloberfläche bindet und so eine selektive Bindung des ADC an die Tumorzelle gewährleistet,
  • einem kovalenten Linker, der sicherstellt, dass ein zytotoxisches Molekül nicht vorzeitig im Blut freigesetzt wird, sondern erst in der Tumorzelle,
  • und einem zytotoxischen Molekül, das die Apoptose von Tumorzellen über gezielte Interaktion mit Schlüsseltargets (DNA, Mikrotubuli, Topoisomerase) ermöglicht (Abbildung 1).

Die kovalente Verknüpfung von monoklonalen Antikörpern mit zytotoxischen Molekülen kann mit der Bewaffnung von Kampfflugzeugen verglichen werden; daher werden die Toxine der ADC auch als payload (Bombenlast) bezeichnet.

Kurz zur Nomenklatur: Der Antikörper behält seinen Namen, zum Beispiel Trastuzumab, und der zweite Begriff, zum Beispiel Emtansin, bezeichnet das Toxin plus Linker.

Das Konjugat sollte wie der nicht konjugierte Antikörper an sein spezifisches Antigen binden. Die Konjugation verändert allerdings die pharmakokinetischen Eigenschaften der Antikörper. So sinkt beispielsweise die mittlere Halbwertszeit von Trastuzumab durch die Konjugation mit Emtansin von 28,5 auf 6 Tage.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa