Ludwig mahnt zu Besonnenheit |
Prinzipiell bewege sich die Arzneimittelsicherheit hierzulande auf einem sehr hohen Niveau, sagte AkdÄ-Chef Wolf-Dieter Ludwig.
Seit einigen Wochen wird die Arzneimittelmarkt nun schon von Krisen dominiert. So waren Anfang Juli die Vorfälle um verunreinigte Blutdrucksenker mit dem Wirkstoff Valsartan aus der Produktion eines chinesischen Herstellers bekannt geworden. Europäische Aufsichtsbehörden hatten daraufhin zahlreiche Chargen der betroffenen Arzneimittel zurückgerufen. Wie spätere Analysen bestätigten, waren die Präparate tatsächlich mit dem potenziell krebserregenden Giftstoff N-Nitrosodimethylamin (NDMA) verunreinigt. Bis zu 900.000 Patienten könnten allein in Deutschland betroffen sein.
Kurz darauf sorgte der Fall Lunapharm für Schlagzeilen. Ein Arzneimittelhändler aus Brandenburg soll gestohlene Krebsmedikamente aus Griechenland vertrieben haben, deren Qualität unter Umständen bedenklich war. In der öffentlichen Diskussion sei dabei immer wieder der Eindruck entstanden, um die Arzneimittelsicherheit in Deutschland stehe es generell schlecht, sagte der AkdÄ-Chef. »Das ist absoluter Unsinn.« Es gebe schlichtweg keinen Grund, Patienten zu verunsichern. Prinzipiell bewege sich die Arzneimittelsicherheit hierzulande auf einem sehr hohen Niveau.
Ludwig ist Mitglied der Task Force, die den Fall Lunapharm in Brandenburg aufklären soll. Der Vorfall sei sehr bedenklich, sagte er. So habe es »eklatantes Versagen auf vielen Ebenen« gegeben. Als eine Konsequenz aus dem Skandal hatte sich die Task Force zuletzt für ein Ende der Importquote ausgesprochen. Sie verpflichtet Apotheker dazu, einen bestimmten Anteil ihres Umsatzes mit Importen zu bestreiten. Weder der Parallelvertrieb noch Importe seien jedoch der richtige Weg für die Arzneimittelversorgung, insbesondere nicht im Bereich der Krebstherapie, betonte Ludwig.
Auch seitens der Krankenkassen bröckelt der Rückhalt für die Quote. Gerade einmal 120 Millionen Euro hätten die Kassen im vergangenen Jahr über diese Regelung gespart, sagte AOK-Chef Martin Litsch heute in Berlin. Vor diesem Hintergrund sei es nicht gerechtfertigt, weiterhin an einem schwer zu kontrollierenden System festzuhalten. »Von mir aus können wir die Quote gerne streichen«, so Litsch.
Mit Blick auf Valsartan und Lunapharm forderte er darüber hinaus, Schadenersatzregelungen einzuführen. Diese sollten es Krankenkassen erlauben, als Rechtsvertreter für die Patienten Ansprüche geltend zu machen.
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