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Anfrage der Unionsfraktion

Leidet die Arzneimittelversorgung unter dem Ukraine-Krieg?

Die Unionsfraktion sorgt sich mit Blick auf den Ukraine-Krieg um die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung. Der CSU-Abgeordnete und Mediziner Stephan Pilsinger thematisierte mögliche Probleme in der Arzneimittelherstellung in einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung. Das Bundesgesundheitsministerium sieht keinen unmittelbaren Handlungsbedarf.
Benjamin Rohrer
29.06.2022  09:10 Uhr
Leidet die Arzneimittelversorgung unter dem Ukraine-Krieg?

Seit dem 24. Februar dieses Jahres herrscht in der Ukraine Krieg. Die Auswirkungen – sei es humanitär oder wirtschaftlich – sind auf der ganzen Welt zu spüren. Bekannt ist auch, dass Deutschland in der Arzneimittelversorgung sehr abhängig von der Produktion in anderen Ländern ist. Die Frage nach möglichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Liefersicherheit von Arzneimitteln und Medizinprodukten ist also durchaus berechtigt – schließlich zeigen uns die Beispiele Gas, Öl und Getreide derzeit, welche Versorgungsauswirkungen die Unterbrechung einer Lieferkette nach sich ziehen kann.

Welche Auswirkungen haben die Kostensteigerungen?

Stephan Pilsinger, CSU-Bundestagsabgeordneter aus München, wollte es genauer wissen und hat im Namen seiner Fraktion federführend eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung formuliert, in der es um die möglichen negativen Effekte des Krieges auf die hiesige Versorgung geht. In der Vorbemerkung werden einerseits die Kostensteigerungen im Energiesektor erwähnt. »Diese Kostensteigerungen können die pharmazeutischen Hersteller aufgrund der aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen aber nicht vollumfänglich weitergeben. Einschlägige Regulierungsinstrumente wie Herstellerabschlag, Generikaabschlag, Preismoratorium, Festbeträge und Rabattverträge verhindern solche Maßnahmen«, heißt es in dem Papier, das der PZ vorliegt. Hinzu komme, dass man laut Pilsinger davon ausgehen müsse, dass einige Länder weiterhin günstige Gas- als auch Öllieferungen von Russland erhalten und deshalb zukünftig niedrigere Energiekosten für die Produktion haben werden.

Radioisotope aus Russland

Auf die Frage, welche konkreten Auswirkungen der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine auf die Liefersituation von Arzneimitteln hat, bleibt das Bundesgesundheitsministerium allerdings vage. Die »allgemeinen Entwicklungen« betreffen auch Hersteller von Arzneimitteln und Medizinprodukten, heißt es. Und weiter: »Die Unternehmen berichten angesichts von Preissteigerungen und Lieferverschiebungen im Bereich der Wirkstoffe, Hilfsstoffe und Primärpackmittel von besonderen Herausforderungen bei der Logistik. Des Weiteren sind ukrainische Hersteller einfacher Komponenten für aktive Medizinprodukte vom Krieg betroffen. Produktionsstandorte in Russland haben eine gewisse Bedeutung für die Herstellung bestimmter Radioisotope.« Hinweise auf konkrete Lieferprobleme gebe es aber nicht.

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