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Omega-3-Fettsäuren

Leichte Blutdrucksenkung bei optimaler Dosis

Keineswegs einheitlich wird der Sinn einer Supplementation mit Omega-3-Fettsäuren bewertet. Eine Metaanalyse lässt nun vermuten, dass bei optimaler Dosierung mit einem geringen positiven Effekt auf den Blutdruck gerechnet werden kann.
Theo Dingermann
16.06.2022  11:00 Uhr

Nach wie vor wird kontrovers diskutiert, ob eine Nahrungsergänzung mit mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren modifizierbare Risikofaktoren für die kardiovaskuläre Gesundheit positiv modulieren könnte. Das mag auch daran liegen, dass die Studienlage vor allem auch hinsichtlich der eingesetzten Dosen sehr heterogen ist. Nun kommen chinesische und kanadische Wissenschaftler anhand einer Metaanalyse zu der Einschätzung, dass eine tägliche Supplementation mit etwa 2 bis 3 g Omega-3-Fettsäuren den Blutdruck positiv beeinflussen könnte.

Dr. Xin Zhang von der School of Pharmacy an der Macau University of Science and Technology und Kollegen analysierten Daten von 71 kontrollierten klinischen Studien aus den Jahren 1987 bis 2020. Insgesamt hatten daran etwa 5000 Personen im Alter von 22 bis 86 Jahren teilgenommen, berichten die Autoren im » Journal of the American Heart Association«. Die Probanden hatten Omega-3-Fettsäuren entweder über die Nahrung oder in Form von Supplementen im Schnitt über 10 Wochen eingenommen. In den meisten Studien waren nur Probanden ohne Bluthochdruck (durchschnittlicher Ausgangswert < 140 mmHg) und ohne Hyperlipidämie (durchschnittliches Gesamtcholesterol < 200 mg/dL und durchschnittliche Triglyceride < 150 mg/dL) eingeschlossen.

Optimale Effekte auf den Blutdruck stellten sich dann ein, wenn die Probanden pro Tag etwa 2 bis 3 g Omega-3-Fettsäuren einnahmen, die meist stark angereichert für die Fettsäuren Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA) waren. Allerdings waren die Effekte bescheiden. So reduzierten sich der systolische und der diastolische Blutdruck im Vergleich zu Probanden in den Kontrollgruppen, in denen nicht mit Omega-3-Fettsäuren supplementiert wurde, im Schnitt um 2 mm Hg. Hatten die Probanden höhere Blutdruckwerte vor der Intervention, waren die Effekte ausgeprägter: Bei diesen Probanden führten 3 Gramm Omega-3-Fettsäuren am Tag zu einer Abnahme des systolischen Blutdrucks um durchschnittlich 4,5 mm Hg.

Interessanterweise beobachtet man bei der Substitution mit Omega-3-Fettsäuren eine Dosis-Wirkungsbeziehung mit einem klaren Dosisoptimum, das bei etwa 3 g pro Tag liegt. Höhere Substitutionskonzentrationen von EPA und DHA resultierten in der Studie in schlechteren Blutdruckwerten.

Die Autoren konnten keine Unterschiede zwischen einer Supplementation mit natürlichem Fischöl oder mit den DHA-/EPA-angereicherten Präparaten feststellen. Auch scheint es keinen Unterschied zu machen, ob die Omega-3-Fettsäuren mit der Nahrung oder als Supplemente aufgenommen werden.

Wie immer bei Metaanalysen hängt die Aussagekraft stark von der Qualität der einzelnen Studien ab, die in die Analyse eingeflossen sind. Die Autoren stufen das Verzerrungsrisiko von einer beziehungsweise fünf dieser Studien als hoch beziehungsweise mäßig ein. Allerdings führte ein Ausschluss dieser Studien nicht zu signifikant anderen Resultaten. Letztlich kommen die Autoren zu dem Schluss, dass es gute Hinweise gebe, dass eine optimale Dosis von etwa 3 g Omega-3-Fettsäuren pro Tag einen positiven Effekt auf den Blutdruck haben könnte. Dies gelte besonders für Personen, die zu Anfang hohe Blutdruck- und Blutfettwerte besitzen.

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