Lehren aus der Pandemie |
SARS-CoV-2 und andere Krankheitserreger wie etwa Grippeviren werden mit den Fäkalien und dem Urin ausgeschieden und können daher im Abwasser nachgewiesen werden. Regelmäßige Untersuchungen von Proben aus verschiedenen Standorten können somit zur Überwachung der Infektionslage – unabhängig von der Teststrategie – beitragen. In der Pandemie entstand AMELAG, das SARS-CoV-2 überwacht (Kasten).
Für das System AMELAG (Abwassermonitoring für die epidemiologische Lagebewertung) werden aus bis zu 70 Kläranlagen bundesweit wöchentlich Proben entnommen. Dafür wird automatisiert eine 24-Stunden-Mischprobe erstellt, die an das zuständige Labor geschickt und dort mittels quantitativer Polymerase-Kettenreaktion (PCR) auf Erreger getestet wird. Derzeit werden neben SARS-CoV-2 noch Influenza-A- und -B-Viren sowie seit Neuestem das Respiratorische Synzytialvirus (A und B) bestimmt. Im PIA-2-Projekt werden zudem Polioviren nachgewiesen, worüber Ende November 2024 in Deutschland erstmals von der Schluckimpfung abgeleitete Polioviren identifiziert wurden. Prinzipiell ist es auch möglich, die Nukleinsäuren von Erregern in Abwasserproben zu sequenzieren. Darüber lassen sich zum Beispiel verschiedene Virusvarianten von SARS-CoV-2 bestimmen.
Es könnte auch bei der Identifizierung von neuen Erregern mit pandemischem Potenzial helfen. Inwieweit auch Influenza-Virustypen wie das Vogelgrippevirus H5N1 sequenziert und erkannt werden können, werde derzeit geprüft, informiert das RKI auf Nachfrage der PZ. Da die Strukturen des Abwassermonitorings bereits bestehen, könnte bei einer zukünftigen Pandemie ein neuer Erreger schnell auch im Abwasser überwacht werden – vorausgesetzt, sein Genom ist bekannt und er ist prinzipiell im Abwasser vorhanden. »Der Vorteil ist jetzt, dass viele Länder auf der Welt nun ein bestehendes, gut ausgebautes Abwassermonitoring haben und gut vernetzt sind«, heißt es vom RKI.
Aus Sicht der Behörde müssen einige neu etablierte Surveillance-Strukturen verstetigt und die digitale Infrastruktur gestärkt und ausgebaut werden. Wichtig sei etwa, eine Verknüpfung von Datenquellen zu schaffen, um so beispielsweise Meldedaten mit Daten des Erregererbguts abgleichen zu können.