Lehren aus der Pandemie |
In den Fokus der Forschung gerieten bald auch die lang anhaltenden Folgeerkrankungen von Covid-19, die man heute als Long Covid subsummiert. Starke Erschöpfung, neurokognitive Probleme, Kurzatmigkeit und Schlafstörungen können noch monatelang nach der Infektion anhalten. Die angeborene Immunabwehr kann bei den meisten Infizierten diese postviralen Zustände verhindern – aber nicht bei allen.
Das Phänomen Long Covid gehört zu den bedeutendsten Folgen der Erkrankung Covid-19. Die Forschung zu Long Covid zeigte, dass die meisten Erreger solche zum Teil schweren Langzeitschäden auslösen können (DOI: 10.1038/s41591-022-01810-6). Hier sind vor allem Grippeviren, das Epstein-Barr-Virus, aber auch das Dengue-, Chikungunya- und das Ebolavirus sowie Bakterien und Parasiten wie etwa Giardia lamblia zu nennen.
Das Ausmaß der postinfektiösen Syndrome und die Ursachen waren bis zur Coronapandemie kaum erforscht. Trotz intensiver Bemühungen sind die Pathomechanismen bis heute nicht verstanden. Autoimmunreaktionen, Viruspersistenz, Gefäßentzündungen oder Mitochondrien-Funktionsstörungen könnten unter anderem eine Rolle spielen.
Weltweit waren laut einer Schätzung von US-amerikanischen Forschenden aus dem Jahr 2024 insgesamt 400 Millionen Menschen im Verlauf der Pandemie an Long Covid erkrankt (DOI: 10.1038/s41591-024-03173-6). Dies verursachte Folgekosten von etwa 1 Billion US-Dollar (960 Milliarden Euro) – was etwa 1 Prozent der globalen Wirtschaft entspricht. Eine weitere Erforschung der Pathomechanismen sei daher dringend notwendig, um die Prävention und Therapie von Long Covid und anderen postinfektiösen Syndromen zu verbessern, so die Autoren.
Die neu entwickelten Impfstoffe erhielten als Erstes Angehörige von Risikogruppen: ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. / © Getty Images/Luis Alvarez
Ein Großteil der immunologischen Erkenntnisse stammt aus der Impfstoffentwicklung und ist umgekehrt auch relevant für diese. So hatte man zu Beginn der Pandemie in Ermangelung von Impfstoffen zur aktiven Immunisierung auf eine passive Immunisierung mit neutralisierenden Antikörpern gesetzt, um die Infektion bei schweren Verläufen einigermaßen kontrollieren zu können. Eine Reihe von Präparaten kam auf den Markt. Allerdings verloren diese Wirkstoffe unter anderem aufgrund des von ihnen selbst ausgehenden Selektionsdrucks bei einem schnell mutierenden Virus rasch an Wirksamkeit. Das Virus veränderte hierfür die von den Antikörpern erkannten Antigene. Die hoch komplexen Medikamente waren somit schon kurz nach ihrer Zulassung nutzlos.
Impfstoffe hingegen schienen zu funktionieren – und das bereits nach nur einem Jahr Entwicklungszeit. Zweifel waren anfangs angebracht, weil es zum einen prinzipiell eine Herausforderung ist, gegen ein RNA-Virus einen Impfstoff zu entwickeln. Zum anderen sprachen die Erfahrungen, die man bis dahin mit der Entwicklung von Coronavirus-Impfstoffen gemacht hatte, nicht für einen Erfolg.
Die Impfstoffhersteller konnten aber aus zurückliegenden Untersuchungen mit gegen SARS-CoV-1 gerichteten Vakzinen lernen, das richtige Antigen auswählen und mit neuen Technologien die Impfstoffentwicklung so beschleunigen, dass erste Präparate fast auf den Tag genau ein Jahr nach Beginn der Pandemie verfügbar wurden.
Als Erster erhielt Ende Dezember 2020 der mRNA-Impfstoff Comirnaty® der kooperierenden Unternehmen Biontech und Pfizer eine EU-Zulassung, gefolgt vom ebenfalls mRNA-basierten Spikevax® von Moderna. Damit kamen die ersten Vertreter einer neuen Impfstofftechnologie auf den Markt, die inzwischen aufgrund der milliardenfachen Anwendung und der detaillierten Studien als die am besten untersuchte gelten kann.
Später kamen noch die zwei Vektorimpfstoffe von Janssen (Jcovden®) und Astra-Zeneca (Vaxzevria®) sowie deutlich später die Proteinimpfstoffe von Novavax (Nuvaxovid®) und Hipra Human Health (Bimervax®) hinzu.