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AVNR-Zukunftskongress

Laumann: Höheres Fixum statt Engpass-Pauschale

Der Fachkräftemangel nimmt den Apotheken die Luft zum Atmen

Ein Stressfaktor in den Apotheken ist auch der eklatante Fachkräftemangel. Fast 90 Prozent der Teilnehmer einer vom AVNR durchgeführten Blitzumfrage suchen pharmazeutisches Fachpersonal. Und etwa sechs Prozent der Teilnehmer an der Umfrage beabsichtigen, wegen fehlenden Personals ihre Apotheke bzw. Filialapotheke innerhalb der nächsten 12 Monate zu schließen.

Fragt Erdenberger diesen Problemkreis bei den Bundespolitikern ab, ergibt sich ein sehr heterogenes Bild. Ursachen werden im Studium, im Praktikum in der Apotheke, in einem Mangel an ökonomischen Ausbildungseinheiten und in einer starken Sogwirkung aus der pharmazeutischen Industrie vermutet. Preis hingegen sieht ein wichtiges Problem in den umfangreichen und umständlichen bürokratischen Vorgaben, nach denen die Patienten mit Arzneimitteln versorgt werden. »Wer hier nicht hellwach ist, riskiert eine Totalretaxation«, so Preis. Diese Tatsache nehme dem Beruf eines seiner lange gepflegten Assets, dem leichten Wiedereinstieg in den Beruf, beispielsweise nach einer längeren Elternauszeit. In diesem Zusammenhang äußerten sich die Politiker erstaunlich verbindlich: »Weg mit der Null-Retaxation und weg mit der Präqualifizierung« so beispielsweise Kippels.

Maßnahmen zur Stärkung der Apotheken dringend erforderlich

Der Einstieg in das dritte Schwerpunktthema, die Stärkung der Apotheken durch die Politik, schaffte Erdenberger über den aktuell steigenden Kassenabschlag von 23 Cent. Diese zusätzliche Belastung auf dem Fundament einer von Preis als »fossil« bezeichneten Arzneimittelpreisverordnung treibt die wirtschaftlichen Probleme weiter voran. In Zeiten von Inflation und Kostensteigerungen sei dies einfach nicht in Ordnung, so Preis. Während andere Branchen, auch Berufsgruppen im Gesundheitswesen, Unterstützung und Zuschüsse zum Ausgleich der gesteigerten Kosten bekommen, geht der Leistungsträger »Apotheke« nicht nur leer aus, sondern werde auch noch belastet. »Dies ärgert uns sehr«, so Preis. »Honorieren Sie endlich unsere Mehrarbeit«, appellierte er an den Bundesgesundheitsminister. Denn Monat für Monat verursache zwischenzeitlich die Mehrarbeit zur Linderung der Lieferengpassproblematik etwa 5000 Euro pro Apotheke. Diese Arbeit dürfe unter keinen Umständen durch eine Rückabwicklung der während der Pandemie eingeführten, gelockerten Abgaberegeln weiter verkompliziert werden.

Den provokativen Vorschlag Erdenbergers, ähnlich wie bei der Anpassung der Diäten der Bundestagsabgeordneten auch für die Apothekenhonorare eine Dynamisierung vorzusehen, wichen die Politiker verständlicherweise aus. Kippels gibt zu bedenken, dass dies schon wegen des komplexen Finanzierungssystems im Gesundheitssystem kaum denkbar sei. Stattdessen bezeichnete Kippels das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz als einen größten anzunehmenden Unfall. Schneider setzt bei Vorschlägen zur Stärkung der Apotheken bei einer Neugestaltung der Vergütungsstruktur an. Dabei sieht er eine Weiterentwicklung des Berufs in Richtung Medizindiensten, so dass die Vergütungsstruktur, die ihre Basis im Verkauf von Arzneimitteln hat, um neue Vergütungselement erweitert werde. Letztlich, so Schneider, sei es erforderlich, die Vergütungsstruktur der Apotheken komplett neu zu organisieren.

 Dem widerspricht Preis, der ganz dezidiert die Vergütung der Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln verbessert sehen will, da die auch in Zukunft immer noch die Hauptaufgabe der Apotheken sein wird.

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