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Opaganib

Krebsmedikament gegen Covid-19 in Erprobung

In die Liste der potenziellen Wirkstoffe gegen Covid-19 reiht sich ein neuer Kandidat ein:  Der selektive Sphingosinkinase-2 (SK2)-Inhibitor Opaganib wird derzeit zwar in onkologischen Indikationen untersucht, könnte aber auch gegen Covid-19 Potenzial haben. Eine Phase-IIa-Studie startet.
Kerstin A. Gräfe
15.05.2020  13:28 Uhr

Opaganib (Yeliva®, Redhill Biopharma) ist ein neuer »first-in-class«, oral verabreichter, selektiver Sphingosinkinase-2 (SK2)-Inhibitor. Der Wirkstoff hemmt SK2 und blockiert infolgedessen die Synthese von Sphingosin-1-Phosphat (S1P), ein Lipid-Signalmolekül, das das Krebswachstum und pathologische Entzündungen fördert. Opaganib wird derzeit in mehreren onkologischen Indikationen klinisch erprobt; unter anderem in einer Phase-I/IIa-Studie bei fortgeschrittenem Gallengangskarzinom sowie in einer Phase-II-Studie bei Prostatakrebs.

Die Rationale, Opaganib bei Covid-19 einzusetzen, beruht neben der antientzündlichen Komponente darauf, dass der Arzneistoffkandidat zudem antivirale Eigenschaften hat. So weisen dem Hersteller zufolge mehrere präklinische Studien darauf hin, dass SK2 auch im Replikations-Transkriptions-Komplex von positiv-strängigen ssRNA-Viren, ähnlich dem Coronavirus, eine Rolle spielt. 

Erste Erfolge konnte Opaganib anhand von Daten im Rahmen eines Härtefallprogramms in Israel vorweisen, in das sechs Covid-19-Patienten mit mäßigem bis schwerem Krankheitsverlauf involviert waren. Alle Patienten befanden sich im Krankenhaus und litten im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion an mäßigen bis schweren akuten Atemwegsbeschwerden. Sie wurden mit Standardtherapien (meist Hydroxychloroquin) behandelt. Alle Patienten benötigten eine zusätzliche Versorgung mit Sauerstoff und wiesen trotz der zusätzlichen Oxygenierung einen Sauerstoffmangel auf.

Klinische Verbesserung bei guter Verträglichkeit

Die Behandlung mit Opaganib zeigte bei allen Patienten eine subjektiv und objektiv deutlich messbare Verbesserung des klinischen Zustands innerhalb weniger Tage nach Behandlungsbeginn. So benötigten sie unter anderem weniger zusätzlichen Sauerstoff und wiesen eine höhere Anzahl an Lymphozyten auf, was auf eine Verbesserung der virusbedingten Lymphopenie hindeutet. Des Weiteren wiesen sie einen niedrigeren Spiegel an C-reaktivem Protein (CRP) auf, der als wichtiger Entzündungs-Biomarker bei Lungenläsionen und Indikator für die Schwere der Erkrankung gilt. Alle sechs behandelten Patienten konnten von der zusätzlichen Sauerstoffversorgung entwöhnt und aus dem Krankenhaus entlassen werden. Opaganib erwies sich als gut verträglich und zeigte sowohl mit als auch ohne Behandlung mit Hydroxychloroquin eine klinische Verbesserung.

Auf Basis dieser Daten hat die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA kürzlich eine klinische Studie genehmigt. In die randomisierte doppelblinde placebokontrollierte Phase-IIa-Studie sollen bis zu 40 Patienten aufgenommen werden, die an einer mäßigen bis schweren SARS-CoV-2-Infektion und einer Lungenentzündung erkrankt sind, aufgrund dessen sie im Krankenhaus behandelt werden und zusätzlichen Sauerstoff benötigen. Die Patienten werden 1:1 randomisiert und erhalten zusätzlich zu den Standardtherapien entweder Opaganib oder Placebo. Primärer Endpunkt ist die Senkung des Gesamtbedarfs an zusätzlichem Sauerstoff im Verlauf der Behandlung über einen Zeitraum von bis zu 14 Tagen. Als sekundäre Endpunkte gelten die Dauer bis zur 50-prozentigen Reduktion des Sauerstoffbedarfs sowie der Anteil fieberfreier Patienten und derer mit negativen Nasenabstrichen an Tag 14. Die Studie ist nicht auf statistische Signifikanz ausgerichtet.

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