Krankenkassen melden Rekord-Defizit von 5,7 Milliarden Euro |
Cornelia Dölger |
22.02.2022 13:00 Uhr |
Die Chefin des AOK-Bundesvorstands, Carola Reimann, sieht vor allem gesetzliche Verpflichtungen der Kassen als Kostentreiber. Die Politik sei gefordert, die Kassen finanziell zu stabilisieren. / Foto: AOK/Andrea Katheder Fotografie
Spitzenreiter in puncto finanzieller Schieflage sind den beiden Zeitungen zufolge die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK), die ein vorläufiges Minus von 4,1 Milliarden Euro für das Gesamtjahr 2021 aufweisen. Der Verband der Ersatzkassen (VDEK) meldete demnach für das vergangene Jahr ein Minus von 576 Millionen Euro. Dem Verband gehören unter anderem die Techniker Krankenkassen, die Barmer und die DAK an. Das Minus der Innungskrankenkassen stieg von 250 Millionen auf knapp 409 Millionen Euro, die Betriebskrankenkassen meldeten ein Defizit von 500 Millionen Euro. Die Knappschaft meldete minus 104 Millionen Euro. Insgesamt beläuft sich die vorläufige Finanzlücke der Kassen den Berichten zufolge auf 5,7 Milliarden Euro – ein weiterer Meilenstein, nachdem der Fehlbetrag bereits 2020 mit 2,7 Milliarden Euro stark gestiegen war. »Und es bedeutete das historisch schlechteste Ergebnis überhaupt«, schreibt die FAZ. Die Zahlen sollen laut »Handelsblatt« im März gesammelt vom Bundesgesundheitsministerium vorgestellt werden.
Zu seinem Rekord-Defizit teilte der AOK-Bundesverband am heutigen Dienstag mit, in dem Ergebnis spiegelten sich Sondereffekte wider. Das Defizit aus dem dritten Quartal (knapp minus 2,7 Milliarden Euro) habe sich im vierten Quartal noch einmal um fast 1,5 Milliarden Euro erhöht, hieß es. Vor allem belaste allein der zu Beginn der Pandemie beschlossene Zugriff auf die finanziellen Rücklagen der gesetzlichen Krankenkassen die AOK-Gemeinschaft »überproportional mit rund 4,2 Milliarden Euro«. 2021 mussten die Kassen viel Geld aus ihren Reserven an den Gesundheitsfonds abgeben, um Beitragserhöhungen oder einen noch höheren Bundeszuschuss zu verhindern. Dieser war für dieses Jahr bereits von sieben auf 14 Milliarden Euro verdoppelt worden. Hinzu komme das Inkrafttreten der jüngsten RSA-Reform, die sich vor allem für die AOKs negativ auswirke. Damit gemeint ist eine Art Finanzausgleich unter den verschiedenen Versicherungsarten.
Die Vorstandschefin des AOK-Bundesverbands, Carola Reimann, betonte, während der Pandemie habe die Kasse ihre »Relevanz für ein leistungsfähiges Gesundheitswesen unter Beweis gestellt«. Nun seien die Rücklagen größtenteils aufgebraucht, insbesondere treffe die jüngste RSA-Reform die AOK besonders. Zudem seien in nächster Zeit weiter mit steigenden Ausgaben sowie »kräftigen Nachholeffekten« zu rechnen, deshalb sei die Politik nun gefordert, so Reimann. Hier erwarte man »deutliche Signale zur finanziellen Stabilisierung«. Außerdem müsse der Risikostrukturausgleich erneut auf den Prüfstand gestellt werden.