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Rezeptor RIG-I

Kofaktor für Checkpoint-Inhibitoren?

Checkpoint-Inhibitoren zur Tumortherapie wirken nur bei etwa einem Drittel der Patienten. Forscher der TU München haben jetzt herausgefunden, dass dies an dem Rezeptor RIG-I liegen könnte. Der im Zytosol vorkommende Rezeptor ist bei Patienten inaktiv, die nicht auf Checkpoint-Inhibitoren ansprechen.
Annette Mende
17.10.2019  11:00 Uhr

Checkpoint-Inhibitoren wie der CTLA4-Hemmer Ipilimumab und die beiden PD-1-Antagonisten Nivolumab und Pembrolizumab aktivieren im Kampf gegen Tumoren das körpereigene Immunsystem. Sie demaskieren Krebszellen, die sich durch bestimmte Mechanismen dem Zugriff des Immunsystems entzogen haben, sodass dieses sie wieder erkennt und zerstört. Hierzu muss offenbar auch das Rezeptorprotein RIG-I aktiv sein, wie Forscher um Privatdozent Dr. Simon Heidegger vom Universitätsklinikum rechts der Isar in München jetzt im Fachjournal »Science Immunology« berichten.

RIG-I ist ein zytosolischer RNA-Rezeptor, der eigentlich bei der Virusabwehr eine Rolle spielt. Wie die Wissenschaftler herausfanden, ist er aber auch an der Tumorkontrolle entscheidend beteiligt: In verschiedenen Mausmodellen für Haut-, Bauchspeicheldrüsen- und Darmkrebs konnten sie zeigen, dass Tumorzellen, bei denen RIG-I aktiviert war, sehr viel besser auf Checkpoint-Inhibitoren ansprachen als Tumoren mit inaktivem RIG-I. Verstärkten die Forscher die Aktivität von RIG-I mittels 5'-triphosphorylierter RNA, erhöhte das bei den Mäusen die Wirksamkeit der CTLA-4-Checkpoint-Blockade.

Die rückblickende Analyse von 450 Gewebeproben von Melanompatienten zeigte, dass sich diese Ergebnisse zumindest theoretisch auf den Menschen übertragen lassen: War in den Tumorzellen RIG-I aktiv gewesen, hatten die Patienten deutlich länger gelebt als diejenigen mit einem inaktiven Rezeptor. Bei Patienten, die mit einer Anti-CTLA4-Checkpoint-Blockade behandelt worden waren, war ein aktiver RIG-I-Rezeptor signifikant mit einem dauerhaften Ansprechen auf die Therapie assoziiert.

Laut einer Mitteilung der TU München wollen die Forscher ihre Ergebnisse bald in Patientenstudien bestätigen. »Wir hoffen, dass wir RIG-I vielleicht auch als Marker einsetzen können, um vorherzusagen, wie gut ein Patient auf eine Therapie ansprechen wird. Das erspart unnötige Behandlungen«, so Heidegger. Wie sich der Rezeptor gezielt aktivieren lässt und wie sich das auf die Wirksamkeit der Checkpoint-Blockade auswirkt, will die Gruppe in weiteren Mausmodellen testen.

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