Körpergefühl schlägt Trainingsplan |
Faustregel: Mit 50 Prozent des Pensums einsteigen, mit dem man vor der Infektion aufgehört hat, also beispielsweise 3 statt 6 km laufen. Und dabei immer auf den Körper hören. / Foto: Getty Images/Blend Images LLC/Michael DeYoung
Zwei Striche auf dem Schnelltest – zack, sind die zwei Joggingrunden in der Woche erstmal dahin. Doch wie kehrt man zurück ins Training, wenn die Symptome der Corona-Infektion oder auch einer Grippe oder schweren Erkältung erst einmal abgeklungen sind? Fakt ist: Mutet man seinem Körper zu schnell wieder viel zu, drohen Herz-Rhythmus-Störungen oder eine -Herzmuskelentzündung. Es zählt also Behutsamkeit. Zwei Sportmediziner verraten, wie das aussehen kann.
Dafür braucht es erstmal einen Blick in die Theorie: «Eine Coronainfektion verläuft mit zwei Gipfeln», sagt Professor Dr. Martin Halle. Er ist Ärztlicher Direktor der Abteilung Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie der Technischen Universität München. Das Virus gelangt in den Körper und ruft eine Abwehrreaktion des Immunsystems hervor – der erste Gipfel.
Rund sieben Tage später folgt eine zweite Phase. Fachleute sprechen dann von einer «überschießenden Immunreaktion». Die Entzündungswerte, die man im Blut messen kann, steigen dann noch einmal. Dahinter stecken Entzündungsprozesse, die sich an der Trennschicht zwischen dem Blut und den Gefäßen abspielen – auch in der Lunge, im Herzen, in anderen Muskeln.
Das Problem: «Zu diesem Zeitpunkt kann der Test auch schon wieder negativ sein», sagt Halle. Und das lädt zu einer vorschnellen Schlussfolgerung ein: Das Virus ist weg – endlich wieder auf die Laufstrecke oder ins Fitnessstudio! «Wenn man in diese hohen Entzündungswerte hineintrainiert, ist das allerdings ungünstig», so Halle. Er hat allerdings eine gute Nachricht für alle mit ausreichendem Impfschutz: «Bei Geimpften ist die zweite Phase viel schwächer als bei Ungeimpften.»
Ein weiterer Grund, warum man nicht zu früh wieder auf die Laufstrecke oder in den Crossfit-Kurs gehen sollte: «Es können noch Infektionsherde vorhanden sein, sodass es durch zu hohe Belastung zu einem Wiederauftreten der Erkrankung kommen kann», sagt Professor Dr. Bernd Wolfarth, Chefarzt der Abteilung Sportmedizin der Berliner Charité. Das gilt übrigens nicht nur für eine Infektion mit Covid-19, sondern auch bei anderen Infekten wie etwa der Influenza.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.