Kleine Schritte in die grüne Zukunft |
Auch für die Mitgliedsunternehmen des Verbands der forschenden Arzneimittelhersteller (vfa) spiele Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle, hieß es auf PZ-Nachfrage. Hierzulande sorgen die Unternehmen laut vfa-Auskunft für eine umweltgerechte Arzneimittelproduktion und setzen nach Möglichkeit Produktionstechniken ein, die ohne Wasser auskommen, oder verbrennen ihre Abwässer. Die Kosten dafür übernähmen sie selbst und überließen die Reinigung nicht kommunalen Kläranlagen, wie ein Sprecher erklärte.
Seit dem Jahr 2016 hat sich der vfa zusammen mit dem Verband der Chemischen Industrie und anderen Pharmaverbänden am Stakeholder-Dialog zur Spurenstoff-Strategie der Bundesregierung beteiligt. In dieser Initiative erarbeiteten Experten aus Wasserwirtschaft, Kommunen, Bundesländern, Zivilgesellschaft, Industrie und Anwendern Vorschläge für Maßnahmen, die sie im März 2019 dem BMUV übergaben. Die Maßnahmen für Arzneistoffe zielten darauf ab, den Spurenstoffeintrag zu vermindern und gleichzeitig eine optimale Arzneimittelversorgung zu gewährleisten.
Eine der künftigen Aufgaben wird sein, Medikamentenpackungen an die kommende europäische Verpackungsverordnung oder -richtlinie anzupassen. »Der Aufwand wird hoch sein, weil jede veränderte Packung darauf geprüft werden muss, ob Sicherheit und Haltbarkeit des Medikaments weiterhin gewährleistet sind«, so der vfa-Sprecher gegenüber der PZ.
Arzneimittelpackungen nachhaltiger und recyclefähiger zu gestalten, war ebenfalls ein Anliegen der Europäischen Union. Ab dem Jahr 2035 müssen laut Verordnung Verpackungen von Arzneimitteln, In-vitro-Diagnostika sowie Medizinprodukten zu mindestens 70 Prozent recyclefähig sein.
Ideen existieren bereits einige. Doch die überwiegende Zahl der Pharmahersteller nutzt etablierte Varianten wie Polyvinylchlorid (PVC) oder Aluminium. Diese sind zwar nicht besonders nachhaltig, garantieren aber, dass die sensiblen Wirkstoffe gegen UV-Strahlung, Dampf, Staub oder mikrobielle Kontamination geschützt sind.
Dennoch gibt es bereits aluminiumfreie und recyclefähige Monoblister aus Polypropylen, die eine hohe Wasserdampfbarriere aufweisen. Auszeichnungen sind bereits an eine durchsichtige Blisterverpackung, die komplett aus PET (Polyethylenterephthalat) besteht, sowie an einen reinen Papierblister gegangen. Auch Salbentuben aus PET oder Bio-PET, das aus Zuckerrohr hergestellt wird, tummeln sich auf dem Markt. Der Vorteil: Produkte, die aus nur einem Material gefertigt sind, lassen sich besser recyceln.
Darüber hinaus setzt die Industrie auf nachwachsende Rohstoffe. Konkret bestehen solche Varianten aus Stärke, Wasser, Cellulose und komplett abbaubaren Naturflex-Folien. Auch kompostierbares Cellophan sowie Papier- oder Kartonalternativen sind im Umlauf. Andere Unternehmen wollen ihren Beitrag zur Müllreduktion leisten, indem sie vermehrt Schüttware oder Mehrdosenbehältnisse einsetzen. Umverpackungen, Tragebeutel oder Einsätze für Faltschachteln bestehen zum Teil aus PLA (Polylactid), das aus Maisstärke gewonnen wird.
Eine erste Möglichkeit, den CO₂-Fußabdruck zu reduzieren, ist der Einsatz von reinen HDPE-Flaschen (High Density Poly Ethylene), die jedes Produkt leichter und kompakter machen. Außerdem geben sich einige Konzerne Mühe, Faltschachteln, Etiketten und Packungsbeilagen für den grünen Kreislauf zu produzieren. Aufdrucke sind beispielsweise frei von giftigen Schwermetallverbindungen, Lösemitteln sowie Mineralölen.
Die Umstellung auf grüne Verpackungslösungen wird für die Hersteller nicht gerade günstiger. Schließlich müssen sie nicht nur die Produktionsmaschinen auf das neue Material anpassen, sondern auch Zulassungen erneuern, zu denen die Verpackung gehört. Das betrifft etwa die Stabilitätsprüfung.