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Pankreas

Kleine Drüse mit großen Aufgaben

Die Bauchspeicheldrüse produziert zuverlässig Verdauungssekrete und stoffwechselregulierende Hormone. Störungen können den ganzen Körper aus dem Gleichgewicht bringen und lebensbedrohlich sein.
Nicole Schuster
04.09.2022  08:00 Uhr

Chronische Pankreatitis

Die rezidivierenden Entzündungsschübe bei der chronischen Form führen dazu, dass das Pankreasparenchym allmählich durch fibrotisches Bindegewebe ersetzt wird. Ein fortschreitender Verlust der exokrinen und endokrinen Funktionen ist die Folge, was Diabetes mellitus und Verdauungsstörungen auslöst.

Charakteristische Komplikationen sind Pseudozysten, Pankreasgangstenosen, Kompression der Gallenwege, Mangelernährung oder ein Schmerzsyndrom. Das Risiko für zerebrovaskuläre Erkrankungen, Nieren- oder Lungenerkrankungen sowie Magen- und Duodenalulzera steigt. Die CP erhöht zudem das Risiko für ein Pankreaskarzinom um das 16-Fache, bei Rauchern sogar um das 25-Fache. Lebensqualität und Lebenserwartung sinken deutlich (8, 10, 11–13).

Die Behandlung akuter Schübe gleicht der Therapie der AP. Zur Analgesie ist eine Schmerztherapie nach dem WHO-Stufenschema indiziert. Bei ausbleibendem Erfolg oder Komplikationen kann eine endoskopische oder chirurgische Intervention erforderlich sein.

Eine Mangelernährung kann nicht nur auf fehlende Verdauungsenzyme zurückgehen, sondern auch daran liegen, dass schmerzgeplagte Patienten oft weniger Nahrung aufnehmen. Auch fortgesetzter Alkoholkonsum sowie ein möglicherweise erhöhter Grundumsatz kommen laut Leitlinie als Ursache infrage. Damit sich der Ernährungszustand nicht weiter verschlechtert, ist eine Ernährungsberatung durch eine spezialisierte Fachkraft angezeigt.

Tumoren und Adenome

Neoplasien des Pankreas sind besonders gefürchtet. Etwa 5 Prozent aller Tumoren der Bauchspeicheldrüse sind neuroendokrin, also aus hormonbildenden Zellen entstanden. Etwa zwei Drittel davon sind funktionell aktiv und produzieren die entsprechenden Hormone. Der häufigste hormonaktive Tumor des Pankreas ist das Insulinom (Tabelle 3).

Art des neuroendokrinen Tumors Symptome Mögliche therapeutische Interventionen Kommentar
Insulinom, ausgehend von den Betazellen, Insulin produzierend wiederkehrende Unterzuckerungen, oft mit neurologischen und psychiatrischen Symptomen Therapie mit Somatostatin-Analoga (SSA), zum Beispiel Lanreotid und Ocreotid-LAR
zielgerichtete Therapie, zum Beispiel mit Everolimus (mTOR-Inhibitor) und Sunitinib (Tyrosinkinase-Inhibitor)
bei rezidivierenden Hypoglykämien Diazoxid zur Symptomkontrolle, zusätzlich ein Diuretikum, um der sonst massiven Flüssigkeitsretention vorzubeugen
Inzidenz etwa 0,1 bis 0,4/100.000/Jahr
oft schwer therapierbar
Glukagonom, ausgehend von den α-Inselzellen, Glukagon produzierend hyperglykämische Stoffwechsellage sowie Gewichtsverlust als Folge des katabolen Stoffwechsels
nekrolytisches migratorisches Erythem
Pellagra durch Nikotinsäuremangel
supportive Maßnahmen zur Kontrolle der diabetogenen Stoffwechsellage und der Malnutrition (zum Beispiel Substitution von Zink, Aminosäuren, essenziellen Fettsäuren)
Antibiotika bei Hautinfektionen
SSA zur Symptomkontrolle
sehr selten
Gastrinom, Gastrin produzierend Ulzerationen des Magens, Duodenums und Jejunums, Diarrhö, Steatorrhö, Refluxbeschwerden Therapie der ersten Wahl: Protonenpumpenhemmer
H2-Blocker: ebenfalls effektiv, müssen aber in bis zu 10-fach erhöhter Dosierung und alle 4 bis 6 Stunden verabreicht werden
SSA zur Symptomkontrolle
Inzidenz etwa 1 bis 5/1 Million/Jahr
Ursache des Zollinger-Ellison-Syndroms
Vipom (Verner-Morrison-Syndrom), vasoaktives intestinales Peptid (VIP) produzierend Symptomenkomplex aus wässrigen Diarrhöen, Hypokaliämie und Achlorhydrie Korrektur der Flüssigkeits- und Elektrolytdefizite
SSA zur Symptomkontrolle
sehr selten
auch als VIPom- oder WDHA-Syndrom bezeichnet
Tabelle 3: Übersicht über neuroendokrine Tumoren, ihre Symptome und therapeutische Interventionen (14, 15). SSA: Somatostatin-Analoga

Die verschiedenen neuroendokrinen Tumoren machen sich mit charakteristischen Symptomen bemerkbar, die von den im Überschuss produzierten pankreatischen Hormonen abhängen, und haben oft eine deutlich bessere Prognose als Tumoren des exokrinen Teils des Pankreas (Kasten). Therapeutisch ist bei allen funktionell aktiven, lokal fortgeschrittenen und/oder metastasierten neuroendokrinen Neoplasien zu prüfen, ob eine chirurgische und/oder lokal ablative, eine nuklearmedizinische und/oder chemotherapeutische Therapie günstig auf das Hypersekretionssyndrom wirkt. Weitere Behandlungsansätze sind in der Tabelle 3 aufgeführt (14, 15).

Ein häufigeres, aber recht unbekanntes Phänomen des Pankreas sind zystische Neoplasmen (pancreatic cystic neoplasms, PCN). Schätzungen zufolge sind 2 bis 45 Prozent der Allgemeinbevölkerung davon betroffen (16). Sie bereiten klinisch oft wenig Probleme. »Der Großteil der zystischen Läsionen im Pankreas sind kleine Zufallsbefunde, die keinerlei Einfluss auf die Lebensqualität oder Lebenserwartung der Betroffenen haben«, erklärt der Experte. Allerdings bestehe bei einem geringen Prozentsatz ein Entartungsrisiko. »Daher empfehlen wir bei neu diagnostizierten Läsionen eine Beratung beim Facharzt. Dieser führt eine Nutzen-Risiko-Abwägung durch und empfiehlt Maßnahmen wie eine weitere Diagnostik, Kontrollen oder auch eine Therapie.« Aufklärung, eine korrekte Diagnose und ein individuell abgestimmtes Therapiekonzept könne die Betroffenen beruhigen. Alle Interventionen an der Bauchspeicheldrüse sollten in erfahrenen Zentren erfolgen, sagt Beyer. »Zertifizierte Kliniken wie das LMU Klinikum in München bieten hierfür Spezialsprechstunden und interdisziplinäre Boards an, in denen Patientenfälle von Experten diskutiert und bewertet werden.«

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