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Hygiene

Keimfreiheit gibt es nicht

Wo Menschen sind, sind auch Bakterien. Völlige Keimfreiheit lässt sich auch mit intensivster Desinfektion nicht erreichen. Sollten zum Schutz vor Krankheitserregern gezielt harmlose Bakterien angesiedelt werden?
Michael Brendler
09.01.2020  09:00 Uhr

Es war die US-amerikanische Raumfahrtbehörde NASA, die als erste einsehen musste, dass auf der Erde vor Bakterien und Viren kein Entkommen ist. Selbst wenn man einen Raum regelmäßig penibel desinfiziert, wenn man alles, was in ihn hineingelangt, entweder UV-Strahlen oder hoher Hitze aussetzt, und wenn man jeden, der ihn betritt, in Schutzausrüstungen packt, wird man den Kampf gegen die Mikroben verlieren. Das stellten die Wissenschaftler fest, als sie um die Jahrtausendwende ihre Reinräume im Kennedy Space Center in Florida und die darin zusammengebaute Fähre für eine Marsmission genauer auf genetische Spuren von Mikroben untersuchten. Trotz strengster Vorsichtsmaßnahmen hatte sich dort ein ganzer Kosmos von Mikroorganismen etabliert (»Environmental Microbiology« 2003, DOI: 10.1046/j.1462-2920.2003.00496.x). Mit den alten Methoden hatte man sich jahrelang etwas vorgemacht. Acinetobacter, Bacillus, Staphylococcus: Raum und Raumschiff wimmelten von Bakterien.

Seitdem man Mikroben nicht mehr mühsam in Petrischalen anzüchten muss, um sie als Eindringlinge zu überführen, hat man Krankheitserreger noch an vielen anderen Orten aufgestöbert, wo sie nicht hingehören. Das Gen 16S-rRNA dient dabei als eine Art Fingerabdruck. Daher kennt man plötzlich rund hundertmal mehr Bakterien als vor Einführung der Technik.

Diese finden sich, so hat die neue Technik offenbart, ebenfalls in Krankenhäusern oder Intensivstationen. Auch dort gelingt es mit Desinfektionsmitteln und den bisherigen Hygienemaßnahmen offenbar nur sehr unbefriedigend, die Keime zu eliminieren. Und nicht nur das: Die Substanzen fördern gleichzeitig das Wachstum der Bakterien, die man dort am allerwenigsten sehen möchte. Das war im Frühjahr 2019 in einem Bericht von Professor Dr. Gabriele Berg im Journal »Nature Communications« zu lesen (DOI: 10.1038/s41467-019-08864-0). Die Biologin vom Institut für Umweltbiotechnologie der Technischen Universität Graz hatte die Keimflora von Intensivstationen und Reinräumen mit der von ganz normalen Zimmern verglichen und festgestellt: Mikroben, die für gefährliche Infektionen prädestiniert sind oder Antibiotikaresistenzen besitzen, fanden sich am häufigsten dort, wo angeblich die strengste Sauberkeit herrschte.

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