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Durchbruchinfektion

Kaum Anstieg der Antikörper nach Omikron-Infektion

Durchbruchinfektionen bei zuvor nicht infizierten, aber gegen Covid-19 geimpften Personen resultieren in deutlich unterschiedlich erhöhten Antikörpertitern abhängig einerseits vom Impfstatus und andererseits von der SARS-CoV-2-Variante.
Theo Dingermann
21.03.2022  16:30 Uhr

Wissenschaftler um Venice Servellita von der University of California in San Francisco haben im Fachjournal »Cell« eine Studie publiziert, in der sie die Titer an neutralisierenden Antikörpern nach einer Durchbruchinfektion mit einer der SARS-CoV-2-Varianten Delta oder Omikron bestimmten. Untersucht wurden 259 Plasmaproben von 128 geimpften Personen. Keiner der Studienteilnehmer war zuvor mit SARS-CoV-2 infiziert gewesen.

Insgesamt betrachteten die Wissenschaftler vier verschiedene Gruppen von Probanden: Geimpfte ohne Booster, die sich nicht infizierten, Geimpfte mit Booster, die sich nicht infizierten, Geimpfte mit Delta-Durchbruchinfektion und Geimpfte mit Omikron-Durchbruchinfektion. In allen Gruppen lagen die Antikörpertiter nach der Impfung gegen das Wildtypvirus höher als gegen die Delta-Variante (zwischen 2,7- und 3,3-fach) oder die Omikron-Variante (zwischen 3,9- und 31,4-fach).

Nach einer Delta-Durchbruchinfektion stiegen die neutralisierenden Antikörpertiter gegen das Wildtypvirus um das 57-Fache im Vergleich zu nicht infizierten Geimpften ohne Booster beziehungsweise um das 3,1-Fache im Vergleich zu Geimpften plus Booster. Bei Personen, die sich mit Omikron infizierten, betrug der Anstieg der Titer gegen das Wildtypvirus das 5,8-Fache im Vergleich zu nicht infizierten Geimpften. Im Vergleich zu nicht infizierten geboosterten Personen lag der Titer dagegen um das 3,1-Fache niedriger.

Bei immunkompetenten, nicht geboosterten Personen führten Delta-Durchbruchinfektionen zu 10,8-fach höheren Titern gegen das Wildtypvirus als Omikron-Durchbruchinfektionen. Die geringeren Antikörperreaktionen bei Omikron-Durchbruchinfektionen standen möglicherweise im Zusammenhang mit einem höheren Anteil an asymptomatischen oder leichten Infektionen (55,0 Prozent gegenüber 28,6 Prozent), die im Vergleich zu mittelschweren Infektionen 12,3-fach niedrigere Titer gegen das Wildtypvirus aufwiesen.

Nach einer Delta- oder Omikron-Durchbruchinfektion wurde eine begrenzte variantenspezifische kreuzneutralisierende Immunität beobachtet. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Durchbruchinfektionen mit der Omikron-Variante weniger immunogen sind als mit der Delta-Variante und somit einen geringeren Schutz gegen Reinfektionen oder Infektionen durch zukünftige Varianten bieten.

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